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Rittergut Steinbeck in
Unterwüsten
Die Geschichte des Gutes |
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Schloß Gut Steinbeck (Emil Zeiß, 1875). |
Otto Pölert schreibt
in seinem Buch: Wüsten. Eine Höfe- und Siedlungsgeschichte:
"Wir beginnen die Reihe der hufeisenförmig um die Wüste
gruppierten alten Höfe mit Steinbeck, dem Gute am Rande des
Salzetals und der Salzufler Landwehr. Es wurde schon um 1320 im
Einkünfte-Register der Fürstabtei Herford genannt als 'de
Stenbeke'. Damals war es dem adeligen Damenstift lehnspflichtig und
hatte am Tage des Heil. Bartolomäus (24. Aug.) 4 Schff Weizen, 3
Schafböcke und 2 Krüge Honig zu liefern. Lehnsbesitzer waren
die Herren von Arnholz. Vielleicht war der Hof noch recht klein, oder
es gehörte noch ein kleiner Kotten hinzu, denn 1386 empfing
Hermann de Arnholte 'domum parvam in Stenbeke bei der Salze' d.h. ein
ganz geringes Haus in Steinbeck bei der Salze, zu Lehen. |
Besitzer des Gutes Steinbeck die Herren von Arnholz (
-1450) |
Besitzer des Gutes Steinbeck Amtmann Gerd zu Vinnen und
Eckendorf (1450-1603) |
Der Amtmann Gerd zu Vinnen und Eckendorf erwarb 1450 das Gut zum
erblichen Besitz. 100 Jahre später diente es den Meiern zu Vinnen
als Ruhesitz im Alter. Der letzte aus dieser Familie war Barthold zu
Vinnen, der mit dem Rat von Salzuflen Streit hatte wegen der
Steinbecker Mühle. Als er 1603 starb, waren seine beiden
Schwiegersöhne, Heinrich Falkmann in Ehrdissen und Ueckermann a.d.
Bega, Erben an dem Hof. Graf Simon VI. fand sie jedoch
'friedliebenshalber' mit 600 Thl. ab und machte den Hof zu einer
herrschaftlichen Meierei. |
Besitzer des Gutes
Steinbeck die Grafen zur Lippe mit den Herren von Wrede
(1603- ) |
Als Konduktoren (Verwalter) kamen 1617 die Edlen Herren de Wrede nach
Steinbeck. Als Landsassen waren sie dem Landesherrn unterworfene
Pächter, die jedoch ihr Pachtgut stets weitervererben konnten und
über 200 Jahre als Erbeingesessene auf Steinbeck gewaltet haben.
Junker Rabe de Wrede beendigte die andauernden Hudestreitigkeiten mit
den Salzuflern, indem er von ihnen die Genehmigung erwarb, seine
Schafherden in zwei der Stadt gehörigen Hudebezirken weiden zu
lassen, nämlich im Poggensiek zwischen dem Stumpfen Turme und dem
ehemaligen Teiche im Grunde, sowie im Ellernsieke zwischen dem
Wiensieker Wege und der Wüstenbeke. |
Pölert schreibt weiter: "Damals kann
der Hof Steinbeck nicht mehr unbedeutend gewesen sein, denn 1674
betrug die jährliche Heuer (Pacht) 52 Thl. 10 Gr. Lange Jahre
durfte die Stadt Salzuflen diese Heuer des Landsassen Rabe de Wrede
erheben als Zinsen für ein dem Landesherrn geliehenes Kapital." |
Es ist nicht sicher, wo das alte Herrenhaus auf Steinbeck gestanden
hat. Nach Aussage alter Wüstener soll die 'alte Küche', die
als Ruine noch bis die 1950er Jahre an den Forellenzucht-Teichen
gestanden hat, ein Teil des herrschaftliche Wohnhaus gewesen sein. |
Gewohnt haben
die von Wredes auf dem Rittergut Steinbeck vermutlich nicht.
In den Wüstener Kirchenbüchern (ab 1671) lässt sich keine
Eintagung über Taufe Eheschließung oder Tod finden. Die
Verwaltung des Gutes hatte der aus Salzuflen stammende
Heinrich Wilhelm Kuntze inne. Ihm und seiner Ehefrau wurden
mehrere Kinder geboren, die auch in Wüsten getauft wurden. |
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Am 30. Januar 1793
heiratet der Verwalter von Gut Steinbeck.
Die Eintragung im Kirchenbuch
ist ungewöhnlich:
"Heinrich Wilhelm Kuntze, zeitiger
Verwalter auf Steinbeck und Margrete Elisabeth Grothen weyl.
Henrich
Alexander Grothen, Kaufmanns in Herford ehel. Tochter. Nachmittags auf
adelichen Guth Steinbeck in Gegenwart des Küster Schulze 3-4 Uhr
von mir copuliert.
2 Thal 24 Grosch pr. acadet" |
Zu dieser Zeit waren
in Wüsten Haustrauungen durchaus nicht üblich. Und, dass
der Verwalter Kuntze sich das etwas kosten ließ, vermerkt Pastor
Köhler denn auch. 2 Thaler und 24 Groschen entsprachen etwa dem
Wert von 24 großen 5-Pfund-Broten. |
Im Fürstlich Lippischen Intelligenzblatt
wird im 10. Stück, Sonnabends, 10 März 1810 das Gut
Steinbeck zum Verkauf angeboten: |
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"Haus Steinbeck. Das adeliche
Landtagsfähige Gut Steinbeck in der Graffschaft Lippe
Detmold, eine halbe Stunde von Salzufeln und anderthalb
Stunden von Herford belegen, mit Jagd- und
Fischereygerechtigkeit, mehrere Mühlen und einer
Ziegelbrennerey versehen, welches laut einer nach Fürstl.
Lippischen Kammerveranschlagungsgrundsätzen von dem
Kammerkommissair Kleine
aufgenommenen Taxe einen jährlichen reinen Ertrag von 1500
Rthl. 11 gr. 2½ pf. Conv. Münze
aufbringt und exclusive
der zu 11450 Rthl. in der Feuersocietätskasse versicherten
Gebäude auf 42857 Rthl. 5 gr. Conv. Münze abgeschätzt
worden, soll in termino
den 21ten März k. J. Morgens 11 Uhr in der Behausung
der Frau Wittwe Schröders in Salzuflen,
salva ratificatione der
Frau Eigenthümerin, im Ganzen meistbietend verkauft werden,
welches Kauflustigen mit der Nachricht bekannt gemacht wird,
daß Abschrift des Anschlages und der Kaufbedingungen gegen
portofreye Einsendung von 12 ggr. für Copialien bey dem
Hausverwalter Kater hieselbst zu erhalten sey.
Haus Steinbeck bey Salzufeln in der Graffschaft Lippe den
18ten Dec. 1809." |
x |
von Hofmann, Besitzer des Gutes Steinbeck
(1810-1864) |
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Nachdem Pölert über die
Jagdleidenschaft der de Wredes berichtet, schreibt er weiter:
"Nach der Familie de Wrede waren von 1810-1858 der Ritterguts-besitzer
von Hoffmann aus Aurich und dann fünf Jahre lang der Kondutor
Busse zu Heerse Inhaber von Steinbeck; 1864 kaufte Herr Dr. Heinrich
von Lengerke, von Bremen kommend, das Rittergut. Die Familie ist auf
dem Edelhof Lengerich östl. Lingen beheimatet. |
von Lengerke, Besitzer des Gutes Steinbeck
(1864- ) |
Fünf Jahre nach
dem Ankauf hat Herr v. Lengerke oberhalb des
Gutshofes das 'Schloß' gebaut, ein Sandsteingebäude in gotisierendem Stil, das weniger durch eine glückliche Bauweise als
durch seine ungemein liebliche Umgebung den Beschauer erfreut." |
Mit dem neuen
Schloß wurde für die Familie von Lengerke auch ein
Mausoleum gebaut. Knapp 100 Jahre wurden darin die Verstorbenen der
Familie von Lengerke beigesetzt. In den 1950er Jahren wurde es
abgerissen. Reste dieses Gebäudes findet man noch in der Nähe
der ehemaligen Steinbecker Sandgrube. Die Toten fanden auf dem
Wüstener Kirchen- friedhof ihre
letzte Ruhe. |
Im Lippischen Adreßbuch von 1926
sind
nachstehende 'Haushaltsvorstände' auf Gut Steinbeck genannt:
v. Lengerke, Hermann,
Schloßhauptmann, Tel.: 175;
Mischer, Ewald, Gutsinspektor;
Allersmeier, Herm. Gärtner;
Klocke, Hch., Mühlenp.Tel.: 415;
Klocke, Sim. sen. Tagelöhner;
Klocke, Sim. jun. Ziegler;
Lennier, Friedr., Fischmeister;
Lennier, August, Gärtner;
Lennier, Herm., Gärtner;
Lennier, Hch., Schlosser;
Meise, Friedr., Viehwärter;
Tielke, Fritz, Tagelöhner;
Wattenberg, Simon, Tagelöhner;
Wattenberg, Herm., Holzschuhmacher;
Wehmeier, Gottl., Invalide;
Wehmeier, Gustav, Kutscher;
Linke, Minna, Krieger-Wwe. |
Vor und nach dem 2.
Weltkrieg wurden umfangreiche Ländereien verkauft. So der
Vierenberg, auf dem die Wüstener Siedlung errichtet wurde und die
Gebiete des jetzigen Lanschaftsparks von Bad Salzuflen. Dieses hatte
zur Folge, daß eine Anzahl von landwirtschaftlichen
Gebäuden
keine Verwendung mehr fanden. |
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In den 1960er Jahren, dem Verfall preisgegebene
Gebäude auf Gut Steinbeck. |
Die Steinbecker Mühle (1967) schon
außer Betrieb und kurz vor ihrem Abriß. |
Heute wird das Schloß von
Peter von Lengerke mit seiner Familie bewohnt. |
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Quellen: |
Gut Steinbeck, 1875,
Aquarell 24,5 x 35,0 cm von Emil Zeiß. Lippisches
Landesmuseum, Detmold, Inv.Nr. 196/93. |
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Pölert, Otto:
Wüsten. Eine Höfe- und Siedlungsgeschichte.
Wüsten, etwa 1980. |
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Wüstener Kirchenbücher im
Archiv der Lippischen Landeskirche Detmold. |
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Fürstlich Lippisches
Intelligenzblatt. Nr. 10, den 10. März 1810. Detmold. |
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Fürstlich Lippisches
Intelligenzblatt. Nr. 39, den 29. September 1810. Detmold. |
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Fotos der alten Häuser aus Privatbesitz. |
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