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Der Stammhof Mügge Oberwüsten Nr. 11
Hofgeschichte

Hof Mügge, Oberwüsten Nr. 11, später 258, heute Pillenbrucher Str. 15.

Woher der Bauer Mügge kam, der 1575 "in der Woiste" gerodet und zugeschlagen (d.h. seinen Besitz eingezäunt) hat, wissen wir nicht. Der Name "Mügge" in Lippe ist uns aus der damaligen Zeit nur einmal überliefert: Der Priester Conrad Mügge bemühte sich im Jahr 1469 um die Instandsetzung der Klause an den Externsteinen.

Die Entstehung des Namens leitet Heintze-Cascorbi von der Tierbenennung "Mücke" ab. Otto Preuß, unser lippischer Namenforscher, nennt den altdeutschen Personennamen "Muotger" als Ursprung des Namens "Mügge".

Wichtig für die Feststellung des Alters von Müggen Hofe ist ein Gutachtender Juristenfakultät in Wittenberg vom 26. Juni 1591 bei welchem es um die Besitzrechte der Salzufler Waldwüste ging. Zahllose Zeugen sollten ihre Meinung darüber äußern, ob die Ufler mit Pfändungen in ihrem "freien Lehnsbesitz der Woiste" im Recht wären. Als Zeuge Nr. 26 wurde als "einer von den neuen Meyern" Mügge aufgeführt, bei dem es in den Angaben zur Person heißt: "Henrich Mügge, vor 16 Jahren oben dem Wienboker (d.h. oberhalb der Wienböke) in der Woiste gesetzet, da er gebauet und wohl 19 Morgen (etwa 34 Scheffelsaat) Landes groß einbekommen, gerodet und zu Lande gemacht." Damit steht fest, dass der erste Mügge sich 1575 in der Woiste angesiedelt hat.

Im lippischen Landschatzregister von 1590 ist bei der Vogtei Schötmar auch die Dorfgemeinschaft Hedderhausen[Hellerhausen] aufgeführt, welche die Kolonate von Wüsten, Pehlen und Glimbke umfaßte. Darin heißt es u.a., dass Henrich Mügge jährlich ½ Goldflorin (Gulden) an Landschatz zu entrichten hat. Nach dem späteren Register von 1618 bezahlte Henrich Mügge 1 Goldflorin.

Im Salbuch [Urkundenbuch für Besitz und Abgaben] der Grafschaft Lippe von 1614 ist noch Henrich Mügge aufgeführt; im Nachtrag heißt es, dass "ietzo Joh. Mügge" M.G.H. [Meinem Gnädigen Herrn] eigen ist. Er gibt Ihrer Gnaden jährlich ½ Gfl. Schatz, 2 Tlr. 31 Gr. [Thaler, Groschen] Pacht, 1 Huhn, zur fetten Kuh 4½ Gr. (Gemeinschaftsabgabe). Dienet umb die achte Dage 1 Dag «nach Bullinckhusen». Gibt dem Koster 1Gr., Pastor 1½ Gr. Hat zu 16 Schfl. Hafern das Land. «Gibt vom Zuslag 2 Gense.»

Im Jahr 1620 wird in Wüsten für die Bauerschaften Ober- und Unterwüsten eine Kirche gebaut. Bis dahin gingen die Wüsrener über den Vierenberg nach Schötmar zur Kilianskirche. Auch die Toten wurden in Schötmar auf der Wüstener Ecke dicht bei der Kirche begraben. Erst allmählich ab 1625 fanden die Beisetzungen auch in Wüsten statt. Einige Grabsteine aus dieser Zeit auf dem historischen Friedhof vor der Kirche zeugen noch davon. Die Kirchenbücher gibt es in Wüsten ab 1671, in ihnen wurden die Taufen, Konfirmationen, Hochzeiten und Beerdigungen aufgeschrieben. Für die weltlichen Belange der Bewohner von Wüsten war der Vogt in Schötmar zuständig. Ihm zur Seite standen die Untervögte bzw. Bauerrichter in den Bauerschaften; so auch in Ober- und Unterwüsten. Der Vogt trieb die Steuern und Abgaben ein, achtete auf die Ableistung der Hand- und Spann-Dienste, schlichtete bei Streitigkeiten, protokollierte die Eheverträge, gab seine Zustimmung zur Copulation, ohne die keine Ehe geschlossen werden durfte u.v.a.m. 

Im Juni 1705 heiratet Johann Bartold Mügge, "von Profession ein Schneider" Herman Müggen ehelicher Sohn die Anna Margareta Ilsebein Pecher. Der Bräutigam Johann Bartold bekömbt von seinem Schwager Bartold Rasche so Müggen Stette hat, 35 Thlr. in Raten von 2½ Thlr. jährlich. Bartold, der Schwager von Johann Bartold  muss also auf den Hof geheiratet haben und hat nach lippischem Namensrecht den Hofnamen "Mügge" angenommen.

In der Erbfolge wurde Johann Henrich Mügge, der Sohn von Herman Mügge, der am 19. April 1711 die vermögende Tochter des Meiers zu Pehlen aus Valdorf heiratete, der neue Hofbesitzer. Bartold Mügge (Rasche), jetzt der alte Mügge genannt, zog auf die Leibzucht. Ein umfänglicher und detaillierter Ehevertag gibt über die Besitzverhältnisse des "neuen" und des "alten Mügge" Auskunft. Nach neun Jahren Ehe stirbt Trincken, die Frau von Johann Henrich. In zweiter Ehe heiratet er am 4. Januar 1721 die aus Oberwüsten stammende Ilsabein zur Heide.

Die Hofgeschichte wird fortgesetzt.

 


Quellen: Eheprotokolle im Staatsarchiv Detmold. L 108  
  Heintze, A. und Paul Cascorbi: Die deutschen Familiennamen, geschichtlich, geographisch, sprachlich. Halle, Buchhandlung des Waisenhauses, 1925.  
  Pölert, Otto: Der Stammhof Mügge in Wüsten ist 400 Jahre alt! Unveröffentlichtes Manuskript. Geschenk an Frau Bank 1975 zur Silberhochzeit.  
  Preuß, Otto: Die Lippischen Familiennamen mit Berücksichtigung der Ortsnamen. 2. Aufl., Verlag der Meyer'schen Hofbuchhandlung (H. Denecke), Detmold, 1887, S. 25.  
  Stöwer, Herbert und Fritz Verdenhalven: Salbücher der Grafschaft Lippe von 1614 bis etwa 1620. Lippische Geschichtsquellen. Münster in Westfalen, 1969, S.133.  
  Wüstener Kirchenbücher von 1671 bis 1922 im Archiv der Lippischen Landeskirche in Detmold.