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Karl von Lengerke
Ein sozial engagierter Familienmensch
von Anja Tiemann |
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Karl von Lengerke |
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Schloss Gut Steinbeck |
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„Wie der
Fuchs an seinem Bau hängt, so habe ich zeitlebens an
Gut Steinbeck gehangen“, erwidert Karl von Lengerke
auf die Frage nach seiner Verbindung zum Rittergut.
Sein Urgroßvater Dr. Johann Heinrich von Lengerke
erwarb 1864 die Ländereien und erbaute 1870 das
große Herrenhaus darauf. „Mein Steinbeck liebte ich.
Als ich es übernahm, war es in vierter Generation im
Familienbesitz.“ Bollo – wie ihn seine Familie und
Freunde aufgrund einer Lautäußerung der älteren
Schwester im Kindesalter nennen – ist sichtlich
stolz. Er spricht aber in der Vergangenheit: „Im
Alter von 65 Jahren habe ich am 31. Dezember 2002
meinen Besitz an meinen jüngsten Sohn Peter
übertragen und bin gemeinsam mit meiner Frau aus
Steinbeck ausgezogen.“
Viele schöne Jahre verbrachten sie seit ihrer
Hochzeit im Juli 1967 auf Gut Steinbeck. |
Kennengelernt haben sich Karl von Lengerke und seine
Frau Angela 1966. Der damals 28-jährige vertrat
spontan einen Freund auf einer katholischen
Wallfahrt mit kranken Menschen nach Lourdes – obwohl
er selbst zu dem Zeitpunkt noch evangelisch war.
Los ging es in Dortmund mit dem Zug. Am Kölner
Hauptbahnhof stieg Angela Gräfin von Ballestrem
hinzu und die beiden lernten sich kennen und lieben.
„Mein zukünftiger Schwiegervater nannte mich
daraufhin <<die Bahnhofsbekanntschaft>>.“ Noch heute
muss Herr von Lengerke beim Gedanken daran
schmunzeln. |
Im Jahr
1966 konvertierte er zur römisch-katholischen
Kirche. „Bis zu dieser Entscheidung war es ein
langer Weg, der bereits Jahre vor der Wallfahrt
begann.“ Das Thema Kirche und Glauben liegt ihm am
Herzen: „Wichtig war für mich schon immer das
Abend-mahl und dieses ist zentrales Element
katholischer Gottesdien-ste.“ Die Hochzeit mit der
katholischen Gräfin gab dann den letzten Ausschlag.
Bis heute engagiert sich das Ehepaar in der Kirche
und damit auch als Kommunionhelfer.
Im Evangelischen Stift zu Wüsten sind sie für den
monatlichen katholischen Wortgottesdienst zuständig. |
„1882 spendete
mein Urgroßvater zur dauernden Erinnerung an seine
Silberhochzeit 10.000 Goldmark an die Kirchengemeinde Wüsten
zur Errichtung einer Stiftung zum Bau eines Kranken- und
Siechenhauses – das heutige Evangelische Stift zu Wüsten.“
Die Familie von Lengerke ist eng mit der Stiftung verbunden,
denn der Besitzer von Gut Steinbeck ist nach der Satzung
Mitglied im Aufsichtsrat und das bereits in der fünften
Generation. Seit fünf Jahren vertritt Karl von Lengerke
seinen Sohn in diesem Gremium. Außerdem besucht er
regelmäßig einen Stiftsbewohner. |
„Meine Frau ist die Seele der Familie!“ Die tiefe Zuneigung
und Verbun-denheit zu der Frau, mit der er vier Kinder hat,
ist spürbar. Gemeinsam haben sie sich in ihren 48 Ehejahren
für kranke und behinderte Menschen eingesetzt. Vornehmlich
waren ihre karitativen Aktivitäten geprägt vom Malteser
Orden, regelmäßig auf Lourdespilgerfahrten und
Behinderten-betreuung im Libanon. In Wüsten geben sie
wöchentlich Deutschunterricht für Asylanten. |
1967 übernahm Karl von Lengerke Gut Steinbeck und
musste eine Entscheidung treffen: „Die Ländereien
hatten zu dem Zeitpunkt nur noch eine Größe von 45
Hektar. Von der Bewirtschaftung dieser Flächen
konnten nicht das Gut und die Familie unterhalten
werden. Als gelernter Landwirt hätte ich mir nun
einen Hof suchen können – aber ich wollte Steinbeck
nicht verlassen.“ Deshalb entschied er sich für ein
Studium der Betriebswirtschaftslehre und arbeitete
fortan als Steuerberater mit Büro im Herrenhaus.
„Der Vorteil dieses Berufes war außerdem, dass ich
immer zwischen mehr Geldverdienen und mehr Zeit für
die Familie sowie ehren-amtlichen Tätigkeiten wählen
konnte.“ |
Nach der
Übergabe des Besitzes an ihren Sohn verließen Karl
und Angela von Lengerke 2003 Gut Steinbeck. Drei
Jahre lebten sie daraufhin in einem süddeutschen
Kloster und danach vier Jahre bei der Tochter und
den dortigen Enkelkindern in Meerbusch bis sie 2010
wieder zurückkehrten. Seitdem wohnen sie in einem
kleinen Haus auf dem Gut.
„Mein Herz hängt noch immer an Steinbeck, denn ich
verbinde so viele schöne Erinnerungen damit.“ |
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Quellen: |
Das Interview führte Anja Tiemann,
Verwaltungsmitarbeiterin im Evgl. Stift zu Wüsten.
Erstabdruck in der Stiftler, Freundschaftsbrief des
Evangelischen Stiftes zu Wüsten, 29. Jahrgang, Nr. 66, Juni
2015, S. 12f. |
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