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Die Pfarrstelle

Ein regelrechtes Einkommen hatte die Pfarrstelle in der ersten Zeit überhaupt nicht. Die Pfarrstelle wurde ausgestattet mit dem "Alfermannschen Lehen" in Uflen und 1635 mit der "Bexter Kommende", die vorher für die damals in Verfall geratene Kapelle in Bexten bestimmt war. Zum Alfermannschen Lehen gaben 14 Personen in Salzuflen insgesamt 12 Taler 35 Groschen 3 Pfennige. Die Pflicht wurde teils 1847/48, teils 1879 abgelöst. Die Bexter Kommende bestand insgesamt aus 19 Scheffel Roggen, 21 Scheffel Gerste, 67½ Scheffel Hafer und 1 Taler 18 Groschen Geld. Zu dieser Lieferung trugen nach einem Schriftstück aus Pastor Reuß Zeit bei:

1) das adelige Gut Hovedissen;
2) Johann Böke, Oberwüsten (Nr. 35) (ursprünglich Meier zu Heipke);
3) Schalk zu Ippentrup Nr. 11;
4) Hasenjäger zu Bexterhagen Nr. 3;
5) Lambrecht daselbst Nr. 1 (dafür später Johann Hennschröder vor dem Heipker Schlinge; durch einen Prozeß soll es gekommen sein, daß Schröder es bezahlen muß;
6) Schemmel zu Bexterhagen Nr. 2;
7) Peter zu Ehrsen Nr.5
8) Albring zu Aspe Nr. 14;
9) Diekmeyer in Wülferheide Nr. 9;
10) das adelige Gut Steinbeck;
11) Niemann in Bexterhagen Nr. 3;
12) Nienhagen das.

Die Lieferungen wurden erst in der Zeit 1841 bis 1874, die letzte sogar erst 1908 abgelöst. Alfermannsche Lehns-gelder waren auch 2 Taler 18 Groschen, die Schuckmann in Pehlen zu zahlen hatte; abgelöst 1917. Das Salzwerk in Uflen lieferte zu Michaelis 4 Scheffel Salz und 24 Mariengroschen 1 Pfennig; beides mußte abgeholt werden; abgelöst 1848. Dazu kamen Spanndienste und kleinere Natural- und Geldgefälle der Kolonate, vor allem noch 4 Klafter Deputatholz vom Rodenberge bei Hohenhausen, das die größeren Kolone herbeizufahren verpflichtet waren. Auch dies ist abgelöst. Endlich die Gebühren für Amts-handlungen. Der Gesamtertrag der Pfarrstelle belieft sich nach amtlicher Feststellung 1804 auf 468 Taler 15 Groschen 3 Pfennige, 1868 auf 478 Taler 16 Groschen 10 Pfennige, 1878 auf 2005 Mark 34 Pfennige, 1913 auf 2618 Mark.

Ueber die Holzfuhren entstand mancherlei Streit. Im Salbuche von 1783 und im Lagerbuch der Kirche standen dieselben einander widersprechenden Eintragungen, daß Tiesmeier, Unterwüsten Nr. 5, die Fuhre mit seinem Zuspänner Schwein, Unterwüsten Nr. 21, aber auch, daß Schwein, Unterwüsten Nr. 21 und Wüstenbecker, Unterwüsten Nr. 22, zusammen eine Fuhre hätten. Nun behaupteten 1809 Tiesmeier und Schwein, daß sie zusammen führen, Wüstenbecker aber, der damals mit Kühen ackerte, daß von seinem Hofe nie eine Fuhre geleistet sei. Da aber im Publikationsprotokoll des Salbuches von 1783 der damalige Wüstenbecker eine Fuhre mit Schwein zusammen eingestanden hatte, und sich aus den Elorationsrechnungen des Protokolls ergab, daß statt der Fuhre 18 Groschen bezahlt waren, so wurde diese Geldzahlung und der Zusammenspann Tiesmeiers und Schweins neu festgesetzt.

 

Zu einem großen Holzfuhrstreit kam es im Jahre 1815. 10 Gespanne aus Unterwüsten sollten die 4 Klaftern Holz holen.  Die  zehn  Gespanne  "hatten  die  Verwegenheit,  10 Scheite liegen zu lassen", weil die ersten vier nicht solange warten wollten, bis alle Wagen beladen waren. Die letzten wollten auch nicht zurückbleiben, so blieb das Holz liegen; und nun zankten sich erst die Knechte und dann ihre Herren darum, ob zehn Gespanne verpflichtet seien, das ganze Holz zu fahren. Nach der Landesver-ordnung vom 24. März 1664 "die Holzfuhren belangend, soll ein jeder Dienstmann ein unsträflich Fuder Holz, wie solches in einer Stadt verkauft wird, seinem Dienstherrn zu fahren schuldig sein; wer dawider tut, soll noch eine Fuhre zu tun schuldig sein, und also das erste nicht gerechnet werden." Danach mußte wenigstens eine halbe Klafter geladen werden, und 8 Gespanne hätten ausgereicht. Aber es gab 16 Gespanne in Unterwüsten und 9 in Oberwüsten für die Holzfuhren. Die Oberwüstener fuhren ein ums andere Jahr treu und brav ihr Holz. Aber mit den Unterwüstenern ging in jedem dazwischen liegenden Jahre der Streit weiter. Pastor Krüger meinte die Rechte der Pfarre verteidigen zu müssen, General-superintendent Weerth war nachgiebiger gesinnt. Aber die Unterwüstener wollten sich auf keinen Vergleich einlassen. Endlich wurde 1818 der Vorschlag gemacht: die Meiersleute fahren mit soviel Wagen sie wollen, die übrigbleibenden Gespanne werden vom Prediger nicht gebraucht; dagegen empfangen die Leute nichts zu essen, wohl aber bei jedem Wagen einen Ort Branntwein. Krüger hatte Bedenken dagegen: er fürchtete, daß mit der Beendigung des Streits mit den Unterwüstenern durch diesen Vergleich sofort der Streit mit den sehr viel schlechter bespannten Oberwüstenern ausbrechen würde. Das Konsistorium aber erklärte, die Oberwüstener hätten keine Ursache sich zu beschweren, und der Vergleich wurde geschlossen. – Sofort traf auch Krügers Vorhersage ein. Als Krüger im Mai 1818 mit den Oberwüstenern Aeltesten über die Holzfuhre sprach, erklärten diese, bei dem regnerischen Wetter könnten sie nicht ohne Hilfe von 3 Wagen aus Unterwüsten fahren, sie seien beim Vergleich nicht gefragt, sonst hätten sie das gleich erklärt. Krüger stellte nach alten Aufzeichnungen fest, daß tatsächlich früher Ober- und Unterwüstener nach Bedarf zusammengespannt hatten. Das war nun durch den Vergleich ausgeschlossen. Nun wars mit der Nachgibigkeit des Konsistoriums vorbei. Es verlangte, die 9 Oberwüstener Wagen sollten die 4 Klaftern holen. Da ließen diese auch einfach ½  Klafter liegen. Ebenso erklärten sie 1820, sie würden nur 3 Klaftern fahren und die vierte zurücklassen. Krüger versuchte mit Güte und Liebe etwas zu erreichen und ihm zuliebe brachten sie auch die vierte Klafter zum größten Teil mit. Im November 1820 wurde endlich vereinbart: die Oberwüstener holen 3 Klaftern, die vierte wird verkauft und mit 2 Taler angerechnet, 3 Taler legt die Konsistorialkasse dem Pastor dazu. – Im August 1828 wurde für Volkhausens Zeit vereinbart, daß die Oberwüstener Kolone statt der 9 Fuhren 9 Taler zahlten. Nun verlangten die Unterwüstener Neuregelung ihres Vertrages. Auch ihnen wurde die Fuhre in Taler Rente umgewandelt. 1840 wurde diese Vereinbarung für "alle Zeit" getroffen. Jetzt ist auch die Rente abgelöst.  

Ein Streit um die Wurst, die von 14 Kolonaten, darunter auch  Limbergs Hof zu liefern war, brach 1824 aus mit dem lutherischen Oekonomen Brune, der Limbergs Hof gekauft hatte. Der Streit dauerte bis 1842. 1844 wurden die meisten Würste abgelöst mit 6 Talern 9 Marien-groschen.


Quellen: Böke, Pastor: Wüsten. Fortsetzungsaufsatz im Lippischen Dorfkalender. Lüdenhausen, 1922, S. 99-112; 1923, S. 90-98 und 1925, S. 111-122. Hier Seite 114-116.