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Hermann Middendorf 1952-1966 – 23. Pastor in Wüsten

Hermann Middendorf vom 1. April 1952 bis zum
30. September 1966 Pfarrer in Wüsten.
Hermann Middendorf, geboren am 13. Juni 1905 in Klein-Aschen (Kreis Herford) als Sohn des Bäckermeisters Hermann Middendorf. Er besuchte die Oberschule in Bünde, wo er 1924 die Reifeprüfung bestand. Er studierte an der Theologischen Schule Bethel und an den Universitäten Münster, Rostock, Erlangen und Tübingen.
Die erste theologische Prüfung bestand er am 5. März 1931 in Detmold. Er wurde am 21. Oktober 1934 in Almena ordiniert.
Vom 16. April 1931 bis 31. Oktober 1933 war er Lehrvikar bei Pfarrer Weßel in Reelkirchen. Vom 1. November 1933 bis 30. April 1934 besuchte er das Predigerseminar Elberfeld.
Vom 4. Mai 1934 an, war er mit Pfarrgeschäften in der vakanten Pfarrstelle Almena beauftragt, zu denen die Ordination nicht erforderlich war. Vom 1. November 1934 bis 15. März 1936 war er Pfarrvikar in Almena.  .
Pastor Middendorf übernahm das Pfarramt in einer Zeit scharfer innerkirchlicher Auseinandersetzungen. Zugleich aber hatte sich die Kirche des Evangeliums gegen ihre äußeren Feinde abzugrenzen. Auch die Gemeinde Almena wurde in den Kirchenkampf mit hineingezogen. Die Gottesdienste wurden von der Gestapo überwacht. Wegen einer Kollekte wurde sogar der gesamte Kirchenvorstand verhaftet und einen Tag und eine Nacht eingekerkert. Die Unterdrückung der Gemeinde aber führte zu einem engeren Zusammenhalt in der Gemeinschaft. Pastor Hermann Middendorf wurde wiederholt von der geheimen Staatspolizei stundenlang in der Almenaer Schule wegen seiner Haltung im Kirchenkampf, wegen seiner Predigt und seines kirchlichen Unterrichts verhört. Am 22. Juli 1936 schrieb eine Berliner Dienststelle an den Kreisleiter der NSDAP in Detmold, nach Aussage einer im Extertal zur Erholung weilenden Berlinerin habe Middendorf in einer Predigt gesagt: "Die große Liebe und Barmherzigkeit Jesu sei daran zu erkennen, dass er sich der Ausgestoßenen aus der damaligen Gesellschaft annahm. Wenn Christus heute wieder unter uns leben würde, würde er sich der ausgesto-ßenen jüdischen Rasse und der Vaterlandsverräter annehmen."- Natürlich wurde diese Aussage für staatsgefährdend gehalten.- Wäre damals nur recht häufig in dieser Art gepredigt worden!
Hermann Middendorf wurde 1942 zum Kriegsdienst eingezogen. Er kam bei Kriegsende in russische Gefangenschaft und kehrte erst 1948 zurück. Gesundheitlich durch Krieg und Gefangenschaft beeinträchtigt hat er als Seelsorger der Gemeinde Almena bis zum 31. März 1952 gewirkt.
Seit dem 7. August 1940 war Pastor Middendorf  verheiratet mit Eva Middendorf geborene Toll (* 10. Oktober 1917, † 31. Januar 1980) aus Cranz in Ostpreußen. Zwei Söhne, Johannes und Traugott, und eine Tochter, Christiane wurden ihnen geboren.  
Am 1. April 1952 übernahm er die Pfarrstelle in Wüsten. Er trat damit die Nachfolge von Pastor Dr. Dr. Jakobs an, der eine Professur an der Universität Münster annahm.



 
 

Pastor Hermann Middendorf 1957 am Hintereingang
des Wüstener Pastorenhauses.

Über Pastor Hermann Middendorfs 14jährige Tätigkeit ist in der Gemeinde Wüsten nicht sehr viel haften geblieben. Auch Lehrer Erwin Schubert - der Wegbegleiter von Pastor Middendorf - erwähnt ihn nur mit einem Satz in seinem Büchlein "Kirche und Schule in der Wöiste": "Während der Amtszeit Pastor Middendorfs wurde im Jahre 1957 ein räumlich bescheidenes Jugendheim neben der Kirche errichtet." Auch in der Broschüre "250 Jahre Evangelische Stiftungen" vom selben Autor wird Pastor Middendorf mit keinem Wort erwähnt, obwohl er 14 Jahre lang führendes Mitglied im Verwaltungsrat des Evangelischen Stiftes zu Wüsten war.
Pastor Middendorf war mit Wüsten und seiner Gemeinde sehr verbunden. Ende der 1960er Jahre baute er ein Haus in Wüsten im Langenberg, in dem er ab seiner Pensionierung mit seiner Familie wohnte.
Da seine Kriegsleiden nie ganz ausgeheilt wurden, ging er 1966 in den vorzeitigen Ruhestand. Seine Kinder waren verheiratet und so wohnte das Ehepaar allein in dem Haus als seine Frau Eva im Januar 1980 starb. Befreundet mit unserem ehemaligen Gemeindedirektor, August Brinkmeier, der ihn in den letzten Jahren seines Lebens auch betreute, starb Pastor Hermann Middendorf am 9. September 1983. Das Ehepaar liegt auf dem Wüstener Friedhof begraben.  

Der Grabstein von Pastor Hermann Middendorf und seiner Ehefrau Eva auf dem Wüstener Friedhof.

 
Quellen: Dank an Herrn Dr. Traugott Middendorf, der ein Foto von seinem Vater und weitere Unterlagen für diese Dokumentation zur Verfügung stellte.
  Jochum: Kein anderes Evangelium.
  Meierkord, Martin: Die lippischen Pfarrstellen und ihre Inhaber. Brake, o.D.
  Schreck, Karl: Kampf der Bekennenden Kirche 1933 - 1945. In nur wenigen Exemplaren gedrucktes Schreibmaschinen-Manuskript.
  Schubert, Erwin: Kirche und Schule in der Woiste. Kirchen- und Schulchronik der Gemeinde Wüsten. o.D.
  Schubert, Erwin: 250 Jahre Evangelische Stiftungen zu Wüsten. Eine soziale Heimatgeschichte ... Ev.-ref. Kirchengemeinde Wüsten, 1993.
  Wiemann, Friedrich: Kirchen um den Sternberg. Verlag F.L.Wagner, Lemgo, 1965.