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Paul Fuchs, vermisst im Zweiten Weltkrieg

Paul Fuchs

Paul Fuchs (Bildmitte) als Schuhmacher im Feld.

Das Kriegsgebiet in
Ober- und Niederschlesien.

Julius Paul Fuchs, geboren am 27. August 1900 in Breitental, Kreis Reichenbach, Schlesien. Paul Fuchs war verheiratet mit Ida Minna geb. Nitschke. Sie hatten gemeinsam zwei Kinder, Erna (* 1929) und Günter (* 1934). Paul Fuchs hat den Beruf des Schuhmachers erlernt und war bis 1932 in Schobergrund und nachdem er im Nachbarort Gnadenfrei  ein Haus gekauft hatte, dort selbständig.

Schon im ersten Weltkrieg wurde Paul Fuchs eingezogen. Er erhielt eine Ausbildung, kam aber vor Kriegsende nicht mehr zum Einsatz. Gleich zu Beginn des zweiten Weltkrieges, zum Polenfeldzuge, wurde er eingezogen. Auch im Frankreichfeldzug wurde er eingesetzt. Danach wurde er freigestellt, um in der Heimat seiner Arbeit nachgehen zu können. Mitte Februar 1945, als 44jähriger, wurde er erneut zum Kriegsdienst eingezogen und zum Grenadier-Regiment 112 der 20. Panzer-Division abkommandiert.

Seit April 1945 ist er vermisst. Die letzte Nachricht von ihm erhielt seine Familie im April 1945.

Frau Fuchs wurde mit ihren beiden 15 und 10 Jahre alten Kindern am Karfreitag 1946 (19. April) aus ihrer schlesischen Heimat vertrieben. Vier Jahre lang wohnten sie im Kreis Nienburg an der Weser bis Verwandte in Wüsten sie 1950 hierher holten und Sohn Günter eine Lehrstelle besorgten. Günter erlernte bei Tischlermeister Theodor Lorenzmeier das Tischler-handwerk und heiratete später Irmgard, eine Tochter seines Meisters. Familie Fuchs bauten ein Haus in der Waldemeine und fanden in Wüsten eine neue Heimat. 

In einem Bericht des Deutschen Roten Kreuzes werden die letzten Wochen der 20. Panzer-Division und damit das Schicksal von Paul Fuchs geschildert:

"Nach Beginn der Weichseloffensive am 12. Januar 1945 waren sowjetische Truppen rasch bis Krakau und zum oberschlesischen Industriegebiet vorgestoßen.

Die 20. Panzer-Division, die von Ungarn in Eiltransporten nach Schlesien verlegt worden war, wurde Ende Januar zwischen Groß-Strehlitz und Tarnowitz sofort in schwere Kämpfe mit den von Namslau her entlang der Oder in Richtung Oppeln und Gleiwitz nach Süden angreifenden sowjetischen Truppen verwickelt. Nachdem am 24. Januar die Städte Oppeln, Gleiwitz und Beuthen verlorengegangen waren, wurde der größte Teil der 20. Panzer-Division zwei Tage später im Raum südlich Gleiwitz, in der Linie Königshütte - Kattowitz - Myslowitz eingesetzt. Als am folgenden Tag die sowjetische 3. Garde-Panzer-Armee von Osten über Sohrau bis Rybnik vorstieß und sich mit den von Norden vorgedrungenen sowjetischen Kräften vereinigte, erhielten die Truppen der deutschen 17. Armee den Befehl, sich nach Westen abzusetzen.

Die Einheiten der 20. Panzer-Division kämpften sich nach verlustreichen Gefechten bei Nikolai, 15 km südwestlich von Kattowitz, auf die Oder zurück, die sie am 5. Februar bei Ratibor erreichten. Fast gleichzeitig überquerten auch sowjetische Truppen zwischen Brieg und Ohlau die Oder und drehten nach der Einnahme dieser Städte am 6. Februar mit Teilen nach Norden ein, um Breslau einzuschließen und gleichzeitig nach Südwesten in Richtung Grottkau - Neiße vorzugehen. Über Leobschütz erreichte die 20. Panzer-Division den Raum Münsterberg, 55 km südwestlich von Breslau, wo sie am 10. Februar mit einer Kampfgruppe der 45. Infanterie-Division nordostwärts von Strehlen und westlich Grottkau zum Gegenangriff antrat. Während es in den beiden ersten Tagen gelang, den Gegner über Zobten und Jordansmühle zurückzudrängen, scheiterte der Angriff am 13. Februar bei Konradswalde an der Lohe, Großenburg und weiter südlich bei Krain-Lorenzberg, 12 km nordwestlich von Grottkau, an der starken Überlegenheit des Gegners. Zwei Tage später wurde Breslau eingeschlossen. Nach verlustreichen Kämpfen bei den Orten Rankau und um den Berg Zobten, wichen die Regimenter im Raum Schweidnitz auf eine Linie zwischen Striegau, Zobten und Strehlen zurück.     

Als der Gegner am 15. März zwischen Cosel und Ratibor mit starken Kräften die Oder überquerte und nach Südwesten in Richtung Neustadt und Neisse vorstieß, um das Industriegebiet von Mährisch-Ostrau von Norden her einzunehmen, wurde das Feldersatz-Bataillon, das im Raum Jenikowitz - Königsgrätz bereitgestellt war, zusammen mit anderen teilen der Division dorthin verlegt und sofort in schwere Kämpfe verwickelt. Am 19. März ging Neustadt und sechs Tage später Neisse verloren.  

Die deutschen Truppen mußten Anfang April in das Altvatergebirge und das Glatzer Bergland zurückgehen. Der größte Teil der Division wurde im April aus dem Raum Schweidnitz und Hirschberg über das Riesengebirge, und nach einem verlustreichen Einsatz am 15. April zwischen Niesky und Görlitz, nach Sachsen abgedrängt, wo es am 19. April zwischen Großenhain und Meißen erneut zu heftigen Gefechten kam. Als eine sowjetische Garde-Panzer-Armee am 5. Mai westlich von Dresden nach Süden vorstieß, zog sich die 20. Panzer-Division in Richtung Teplitz - Schönau und Aussig, 50 km südlich von Dresden, zurück. Dort wurde sie am 9. Mai von der Kapitulation überrascht. Die Reste der Division, die noch bei der deutschen 1. Panzer-Armee kämpften, kapitulierten am gleichen Tag in der Tschechoslowakei im Raum Königgrätz. Nur wenigen gelang es, sich durch das von Partisanen beherrschte Gebiet nach Bayern durchzuschlagen.

Seit diesen Kämpfen werden zahlreiche Soldaten der 20. Panzer-Division, darunter auch der Verschollene, vermißt. Für einige von ihnen liegt die Aussage eines Heimkehrers vor, daß sie gefallen sind. Viele aber haben in den unübersichtlichen und schluchtenreichen Waldgebieten oder bei Häuser- und Straßenkämpfen den Tod gefunden, ohne daß es von Kameraden bemerkt wurde."


Quellen:

Dank an Günter Fuchs, der die Daten und Fotos seines Vaters zur Verfügung stellte.

 

Deutsches Rotes Kreuz: Gutachten über das Schicksal des Verschollenen Paul Fuchs.

 

Gräbernachweis des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.