Rittergut Steinbeck
Otto Pölert schreibt: "Wir
beginnen die Reihe der hufeisen- förmig um die Wüste
gruppierten alten Höfe mit Steinbeck, dem Gute am Rande des
Salzetals und der Salzufler Landwehr. Es wurde schon um 1320 im
Einkünfte-Register der Fürstabtei Herford genannt als 'de
Stenbeke'. Damals war es dem adeligen Damenstift lehnspflichtig und
hatte am Tage des Heil. Bartolomäus (24. Aug.) 4 Schff Weizen, 3
Schafböcke und 2 Krüge Honig zu liefern. Lehnsbesitzer waren
die Herren von Arnholz. Vielleicht war der Hof noch recht klein, oder
es gehörte noch ein kleiner Kotten hinzu, denn 1386 empfing
Hermann de Arnholte 'domum parvam in Stenbeke bei der Salze' d.h. ein
ganz geringes Haus in Steinbeck bei der Salze, zu Lehen.
Der Amtmann Gerd zu Vinnen und Eckendorf erwarb 1450 das Gut zum
erblichen Besitz. 100 Jahre später diente es den Meiern zu Vinnen
als Ruhesitz im Alter. Der letzte aus dieser Familie war Barthold zu
Vinnen, der mit dem Rat von Salzuflen Streit hatte wegen der
Steinbecker Mühle. Als er 1603 starb, waren seine beiden
Schwiegersöhne, Heinrich Falkmann in Ehrdissen und Ueckermann a.d.
Bega, Erben an dem Hof. Graf Simon VI. fand sie jedoch
'friedliebenshalber' mit 600 Thl. ab und machte den Hof zu einer
herrschaftlichen Meierei.
Als Konduktoren (Verwalter) kamen 1617 die Edlen Herren de Wrede nach
Steinbeck. Als Landsassen waren sie dem Landesherrn unterworfene
Pächter, die jedoch ihr Pachtgut stets weitervererben konnten und
über 200 Jahre als Erbeingesessene auf Steinbeck gewaltet haben.
Junker Rabe de Wrede beendigte die andauernden Hudestreitigkeiten mit
den Salzuflern, indem er von ihnen die Genehmigung erwarb, seine
Schafherden in zwei der Stadt gehörigen Hudebezirken weiden zu
lassen, nämlich im Poggensiek zwischen dem Stumpfen Turme und dem
ehemaligen Teiche im Grunde, sowie im Ellernsieke zwischen dem
Wiensieker Wege und der Wüstenbeke.
Der Junker de Wrede hatte mit dem Hof auch die Mühle erworben und
1654 daneben eine Schlag- und Ölmühle angelegt. Auf eine
Beschwerde der Regierung erwiderte er, daß mit dem jus molendinum
(Mühlengerechtigkeit) auch das Recht auf Anlehnung einer
Öhlmühle verbunden sei. Wrede erhielt nun gegen Zahlung von
100 Thl. die landesherrliche Bestätigung seiner Öhlmühle
zuerkannt."
Die Kornmühle war noch bis ca. 1950 in Betrieb. Ihr Pächter
war bis ins hohe Alter Heinrich Klocke, der bereits im Lippischen
Adreßbuch von 1926 als Mühlenpächter genannt wird. Die
Wassermühle wurde von der, zu einem Teich aufgestauten
Wüstenbeke, betrieben. Der Mühlenteich wurde
zugeschüttet und das Mühlengebäude abgerissen. Nichts
erinnert heute noch daran, daß hier über 300 Jahre lang eine
Mühle gestanden hat. Die Wüstenbeke ist durch die Bohrungen
der Wasserwerke von Bad Salzuflen und Herford nahezu versiegt.
Pölert schreibt weiter: "Damals kann
der Hof Steinbeck nicht mehr unbedeutend gewesen sein , denn 1674
betrug die jährliche Heuer(Pacht) 52 Thl. 10 Gr. Lange Jahre
durfte die Stadt Salzuflen diese Heuer des Landsassen Rabe de Wrede
erheben als Zinsen für ein dem Landesherrn geliehenes Kapital."
Nachdem Pölert über die
Jagdleidenschaft der de Wredes berichtet, schreibt er weiter:
"Nach der Familie de Wrede waren von 1810-1858 der Rittergutsbesitzer
von Hoffmann aus Aurich und dann fünf Jahre lang der Kondutor
Busse zu Heerse Inhaber von Steinbeck; 1864 kaufte Herr Dr. Heinrich
von Lengerke, von Bremen kommend, das Rittergut. Die Familie ist auf
dem Edelhof Lengerich östl. Lingen beheimatet.
Es ist nicht sicher, wo das alte Herrenhaus auf Steinbeck gestanden
hat. Nach Aussage alter Wüstener soll die 'alte Küche',die
noch heute am Teiche steht, das herrschaftliche Wohnhaus gwesen sein.
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Am 30. Januar 1793
heiratet der Verwalter von Gut Steinbeck. Die Eintragung im Kirchenbuch
ist ungewöhnlich:
"Heinrich Wilhelm Kuntze, zeitiger
Verwalter auf Steinbeck und Margrete Elisabeth Grothen weyl. Henrich
Alexander Grothen, Kaufmanns in Herford ehel. Tochter. Nachmittags auf
adelichen Guth Steinbeck in Gegenwart des Küster Schulze 3-4 Uhr
von mir copuliert.
2 Thal 24 Grosch pr. acadet"
Zu dieser Zeit waren
in Wüsten Haustrauungen durchaus nicht üblich. Und, daß
der Verwalter Kuntze sich das etwas kosten ließ, vermerkt Pastor
Köhler denn auch. 2 Thaler und 24 Groschen entsprachen etwa dem
Wert von 24 großen 5-Pfund-Broten.
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Fünf Jahre nach
dem Ankauf hat Herr v. Lengerke oberhalb des
Gutshofes das 'Schloß' gebaut, ein Sandsteingebäude in
gotisierendem Stil, das weniger durch eine glückliche Bauweise als
durch seine ungemein liebliche Umgebung den Beschauer erfreut." |
Mit dem neuen
Schloß wurde für die Familie von Lengerke auch ein
Mausoleum gebaut. Knapp 100 Jahre wurden darin die Verstorbenen der
Familie von Lengerke beigesetzt. In den 1950er Jahren wurde es
abgerissen. Reste dieses Gebäudes findet man noch in der Nähe
der ehemaligen Steinbecker Sandgrube. Die Toten fanden auf dem
Wüstener Kirchen- friedhof ihre
letzte Ruhe.
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Das ehemalige
Mausoleum der
Familie von Lengerke.
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Im Lippischen Adreßbuch von 1926
sind
nachstehende 'Haushaltsvorstände' auf Gut Steinbeck genannt:
v. Lengerke, Hermann,
Schloßhauptmann, Tel.: 175
Mischer, Ewald, Gutsinspektor
Allersmeier, Herm. Gärtner
Klocke, Hch., Mühlenp.Tel.: 415
Klocke, Sim. sen. Tagelöhner
Klocke, Sim. jun. Ziegler
Lennier, Friedr.., Fischmeister
Lennier, August, Gärtner
Lennier, Herm., Gärtner
Lennier, Hch., Schlosser
Meise, Friedr., Viehwärter
Tielke, Fritz, Tagelöhner
Wattenberg, Simon, Tagelöhner
Wattenberg, Herm., Holzschuhmacher
Wehmeier, Gottl., Invalide
Wehmeier, Gustav, Kutscher
Linke, Minna, Krieger-Wwe. |
Vor und nach dem 2.
Weltkrieg wurden umfangreiche Ländereien verkauft. So der
Vierenberg, auf dem die Wüstener Siedlung erichtet wurde und die
Gebiete des jetzigen Lanschaftsparks von Bad Salzuflen. Dieses hatte
zur Folge, daß eine Anzahl von landwirtschaftlichen
Gebäuden
keine Verwendung mehr fanden.
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In den 1960er Jahren, dem Verfall
preisgegebene
Gebäude auf Gut Steinbeck. |
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Die Steinbecker Mühle und die
Fischzucht. |
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Die Steinbecker Mühle (1967) schon
außer Betrieb und kurz vor ihrem Abriß. Die ausgedienten
Mühlsteine
stehen vor dem Haus.
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Der
Mühlenteich, die oberhalb
liegenden Fischteiche, alle alten Gebäude sind zugeschüttet
bzw. abgerissen. Heute ist es eine zum Reiterhof gehörende
Pfedekoppel und ein Abreiteplatz. Einzig erhalten geblieben sind das
oben auf dem Hang liegende weiße Haus von Fischmeister Friedrich
Lennier; die Hohe Bruchsteinmauer, die den Hang abstützt, und die
markante Eiche am Wegesrand, die wohl in früher Zeit zur
Befestigung des Mühlenteich-Dammes gepflanzt worden ist. |
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Die
markante Eiche am Wegesrand. Rechts befand sich der Mühlenteich
und links die 'Steinbecker Mühle'. |
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Auf einem Stück Ödland zwischen
dem alten Mühlenteich und der Salze wurde Anfang der 1960er jahre
das Herforder Wasserwerk mit einem riesigen Wasserreservoir unter den
Häusern gebaut.
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Die Familie von Lengerke
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Das Wappen der Familie von Lengerke.
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Im 17. Jahrhundert
waren in den vier Ecken des Schildes die vier Buchstaben P.T.S.L. angebracht.
POST TENEBRAS SPERO LUCEM
Nach der Finsternis
erhoffe das Licht
POST TENEBRAS
SEQUITTUR LUX
Nach der Finsternis folgt das Licht
POST SAECULUM
TEMPORA LONGA
Nach diesem Zeitalter folgen weitere Zeiten
PULSIS TENEBRIS
SATIOR LUX
Nach vertriebener Dunkelheit folgt helleres Licht
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Johann
Heinrich
von Lengerke
Rittergutsbesitzer auf Steinbeck 1865-1906, Dr. jur., Syndikus d.
Bremer Handelskammer, Präsident d. Lipp. Ritterschaft, Wirkl. Geh.
Rat, Excellenz
* 9. Januar 1825 + 10. November 1906
oo 5.
März 1857 in Bremen
Wilhelmine
Johanne Henriette Schmidt
* 29. Oktober 1837 + 13. August 1899
Kinder
Johann
Heinrich
von Lengerke
* 18. Juni 1859 + 11. November 1893
Johann Hermann von
Lengerke
* 14. November 1860 + 24. juni 1939
Margarethe
Wilhelmine von Lengerke
* 30. Oktober 1862 + 6. Februar 1937
Hans Wilhelm Otto von Lengerke
* 12. April 1874 + 12. Mai 1933
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Johann Hermann von Lengerke
Fürstl. Lipp. Kammerherr u. Schloßhauptmann b. Fürsten
Woldemar zu Lippe, Kgl. Preuß. Rittmeister a.D. ,
Herr auf Steinbeck
oo 23.
Juli 1891 in Carrière/b. Saarburg
Bertha Elisabeth Ritter von Zàhony
* 23. Februar 1872 + 23. September 1934
Kinder
Johann Heinrich Eugen
von Lengerke
* 19. Juni 1892 + 20. Juli 1901
Max-Hermann
Iwan Hartwig von Lengerke
* 27. November 1893 + 27. September 1967
Annemarie
Amalie von Lengerke
* 17. Oktober 1895 + 19. März 1978
Wilhelm Robert Arthur
(Ecki) von Lengerke
* 30. Dezember 1896 + 14. Dezember 1914
Wilhelmine (Helma)
Sophie von Lengerke
* 18. Oktober 1899 +
Margrethe
Benedikte Elisabeth von Lengerke
* 20. Mai 1902 + 30. Mai 1970
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Max-Hermann
Iwan Hartwig von Lengerke
Kgl. Preuß. Rittmeister d.R., Herr
auf Steinbeck 1939-1967
* 27. November 1893 + 27. September 1967
oo 25.
Februar 1929 in Wense
Erika von der Wense
* 10. Dezember 1895 + 31. Oktober 1977
Kinder
Johann
Heinrich von Lengerke
* 10. Juli 1930
Jürgen von Lengerke
+ 6. November 1931 + 1. April 1950
Bertha (Beitha)
Auguste Ida Wilhelmine von Lengerke
* 5. Juli 1935
Hermann
Friedrich August von Lengerke
* 23. November 1936 + 23. Februar 1937
Karl (Bollo) Lothar
Hodo von Lengerke
* 25. November 1937 |
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Karl (Bollo) Lothar Hodo von Lengerke
Oberlt. d.R., Besitzer des Gutes
Steinbeck, Steuerbevollm.
* 25. November 1937
oo 29.
Juli 1967 in Straubing/Obb.
Angela Gräfin von Ballestrem
* 27. September 1944
Kinder
Georg
Max-Hermann Wolfgang von Lengerke
* 13. Mai 1968
Alexander
Franz Wildreich von Lengerke
* 24. April 1970
Peter
Michael von Lengerke
* 29. April 1971
Elisabeth
Dorothea Victoria Maja von Lengerke
* 20. Mai 1976
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Dank
und Quellen |
Die
Abbildung von Schloß Steinbeck ist einer alten Postkarte
entnommen. (Sammlung Stefan Wiesekopsieker).
Foto der Eiche auf Gut Steinbeck von I. Pumpenmeier |
Adreßbuch
des Landes Lippe. Staatshandbuch. Nach amtlichen
Unterlagen. Verlag der Meyerschen Hofbuchhandlung (Max Staerke),
Detmold, 1926. |
Lengerken, Maja von: Familie von
Lengerke(n). 1500 - 1980. o. O., 1980. |
Pölert,
Otto: Wüsten - Eine Höfe- und Siedlungsgeschichte. Wüsten ca.
1960. |
Schubert
Erwin: 250 Jahre Evangelische
Stiftungen zu Wüsten. Herausgeber: Ev.-ref. Kirchengemeinde, 1993. |
Verdenhalven, Fritz: Alte
Maße, Münzen und Gewichte aus dem deutschen Sprachgebiet.
Neustadt an der Aisch, 1968. |
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