Wilhelm Heinrich August Schwanold (1867-1932) |
Heinrich Schwanold, nach dem die Oberwüstener Schule
und eine Straße in Detmold-Rödinghausen benannt wurde, stammt aus einer alteingesessenen Unterwüstener Familie, die bereits um 1500 erwähnt
wird[1].
Ihr Wohnsitz war
Schweins Hof in Pehlen, Unterwüsten Nr. 21. Heinrich
Schwanolds Großvater Bernd Henrich Schwein
(1785-1858) war Kolon des Hofes. Mit seiner Ehefrau
Wilhelmine Henriette Kruthöfer oder auch
Lammersschemeier genannt, die aus einer ebenso alten
Wüstener Familie stammte, erbaute er 1820 ein neues
Bauernhaus. Die Torbogeninschrift erinnert noch
daran[2]. Schwanolds Onkel Bernd Henrich Schwein jun.
erbte als Erstgeborener den Hof. Schwanolds Vater,
Friedrich Wilhelm Schwein (1823-1881), war ein
nachgeborener, also nicht erbender Sohn. Er zog nach
Salzuflen, erwarb dort 1863 für sich und seine Braut
Karoline Wilhelmine Kluckhuhn aus Ehrsen das
Bürgerrecht[3]. Er
arbeitete als ungelernter Handarbeiter, und
heiratete noch im gleichen Jahr. Drei Kinder wurden
ihnen geboren, zwei Knaben und ein Mädchen. Wilhelm
Heinrich August, geboren am
16.
April 1867, war der Älteste. Sein nachstehender
Lebenslauf schildert
seine Kindheit, Jugend,
seine schulische Ausbildung und seinen frühen
beruflichen Werdegang. |
|
Heinrich Schwanold.
[5] |
Mein Lebenslauf [6]
Name: Wilhelm Heinrich August Schwanold
Geburtsort: Stadt Salzuflen in Lippe
Konfession: Evangelisch
Amtsverhältnis: Dritter Lehrer (Mittelschullehrer)
an der städtischen Knaben-Mittelschule in Salzuflen. |
Ich wurde am 16. April 1867 in der Stadt Salzuflen
im Fürstentum Lippe geboren und am 28. desselben
Monats in der evangelisch reformierten Kirche
daselbst getauft. Vom 7. bis zum 14. Lebensjahr
besuchte ich die Bürgerschule in Salzuflen. Nach der
Konfirmation wurde ich in die Quarta der
Rektorschule aufgenommen, für die ich durch
Privatunterricht vorbereitet war. Ich durchlief die
Quarta und die Untertertia dieser Anstalt und wurde
im Herbst 1883 in das Seminar in Detmold
aufgenommen. |
|
Auszug aus dem handschriftlichen
Lebenslauf
von Heinrich Schwanold. |
Nach 3 Jahren
bestand ich im Herbst 1886 die
Seminar-Abgangsprüfung. Gleichzeitig erhielt ich durch
die Fürstliche Regierung die Erlaubnis statt meines
früheren meinen jetzigen Familiennamen zu führen. Am
15. Oktober desselben Jahres wurde ich zum
Nebenlehrer in Heidenoldendorf bei Detmold berufen.
Hier unterrichtete ich an einer dreiklassigen Schule
den 2., 3. und 4 Jahrgang der Schüler. Im Herbst
1890 bestand ich die zweite Lehrerprüfung. Zu
derselben Zeit berief mich meine Vaterstadt zum
zweiten Lehrer der Rektorschule in Salzuflen. Im
Herbst des Jahres 1892 bestand ich in Münster die
Prüfung für Lehrer an Mittelschulen und im
vergangenen Frühjahr die Rektoratsprüfung.
Als die
Rektoratsschule Ostern 1893 in eine
Knaben-Mittelschule umgewandelt wurde, erhielt ich
die dritte Lehrerstelle an derselben, die ich bis
jetzt innehabe. Ich erteile Unterricht in Deutsch,
Rechnen, Geometrie, Naturkunde und Geographie,
früher habe ich auch in Englisch, Französisch,
Geschichte, Physik und Zeichnen unterrichtet. Im
Sommer 1891 habe ich mich behufs Vervollkommnung in
der englischen Sprache einen Monat bei einem Lehrer
in England aufgehalten. Im Sommer 1893 war ich 4
Wochen in Jena, wo ich an einem Ferienkursus
teilnahm. In den verflossenen Herbstferien nahm ich
an einem Ferienkursus für Lehrer der
Naturwissenschaft und Erdkunde in Göttingen teil.
Salzuflen in Lippe, 27. November 1895
H.
Schwanold |
Der Name Schwein war
Ende des 20. Jh. in Wüsten nicht selten. Gab es doch
die beiden Schweins Höfe in Unterwüsten Nr. 21 und
Oberwüsten Nr. 14 und ihre Nachkommen. Heute
erinnert nur noch der Schweinsberg daran. Alle
Familien haben um die Jahrhundertwende ihre Namen
ändern lassen. So auch Heinrich Schwanold im Herbst
1886, wie er in seinem Lebenslauf schreibt. |
Nach seiner Ausbildung
am Lehrerseminar in Detmold (1883-1886) fand er
seine erste Anstellung als Nebenlehrer in
Heidenoldendorf. 4 Jahre war er dort tätig. |
|
Das Schulhaus in Heidenoldendorf
aus der Zeit in der Heinrich Schwanold dort
Nebenlehrer war[7]. |
1890 wurde er
zweiter Lehrer an die Rektorschule, der späteren
Realschule, in seiner Heimatstadt Bad Salzuflen, wo
er bis 1896 tätig war. Ganz zufrieden scheint er
dort nicht gewesen zu sein, denn er bewarb sich
in dieser Zeit ergebnislos an mehreren Schulen, auch
außerhalb Lippes. |
Nach
10jähriger Tätigkeit an diesen beiden Schulen
"berief ihn die Landesschulbehörde als Lehrer an das
Lehrerseminar in Detmold, das ihn selbst ausgebildet
hatte."[8]
"Mit reichem Wissen ausgestattet und erfüllt von
hoher Begeisterung für den Lehrerberuf, war er zum
Lehrerbildner geeignet wie kaum ein anderer. In der
Vollkraft seines Lebens stehend, widmete er sich
seinem neuen Berufe mit voller Hingabe. Ihm wurde
der fremdsprachliche und naturwissenschaftliche
Unterricht übertragen. Schwanold verstand es
meisterhaft, in seinen Schülern, den nachmaligen
Lehrern, den tiefen Sinn für Heimat, Volk und Natur
zu wecken; manche seiner Unterrichtsstunden sind
seinen Schülern zum Erlebnis geworden." schreibt
Seminaroberlehrer Wilhelm Burre in seinem Buch über
das Lippische Lehrer-Seminar.[9]
|
Der lippische Landtag
entzog nach langer Diskussion der Landeskirche die
Schulaufsicht. Eine Fachaufsicht wurde eingeführt.
Es war wohl ganz selbstverständlich, dass als
Schulfachmann für die Aufsicht nur Heinrich
Schwanold in Betracht kam, und so wurde er am 1.
April 1915 als Kreisschulinspektor des Kreises
Detmold berufen. Diese neue Aufgabe war sicher nicht
ganz einfach für ihn, zumal viele von der
Notwendigkeit dieser Neuerung erst überzeugt werden
mussten. Obwohl Schwanold ein innerlich durchaus
überzeugter Christ war, dem die religiöse
Jugenderziehung am Herzen lag, verließ er die
Landessynode, in der er viele Jahre tätig gewesen
war.[10] |
|
|
Der Stammsitz der Familie Schwein
in Pehlen,
Unterwüsten Nr. 21[4] |
"Aber die Tätigkeit
Schwanolds erschöpfte sich nicht im Schulamte. Als
Anhänger und Vertreter der Heimatschule lag ihm die
Erforschung der Heimat sehr am Herzen. Schon in
jungen Jahren beschäftigte er sich eingehender mit
der Geschichte und Natur des lippischen Landes. Das
1899 erschienene Werk 'Das Fürstentum Lippe' war die
erste Frucht dieser Arbeit. |
|
Das sehr schön gestaltete Buch
"Das Fürstentum Lippe"
von Heinrich Schwanold"[12] |
Das Buch gibt eine
umfassende Darstellung der erdkundlichen,
wirtschaftlichen und kulturellen Verhältnisse
Lippes." ... Später "erschien dann eine kurze, für
die Jugend berechnete Heimatkunde, die das
Wesentliche über die Heimat vermitteln sollte... |
Im Laufe der Zeit wandte
Schwanold seine Aufmerksamkeit mit Erfolg den
vorgeschichtlichen Bodenschätzen zu. Der
Naturwissenschaftliche Verein, zu dessen eifrigsten
Mitarbeitern er gehörte, widmete ihm in Band XIV den
folgenden ehrenden Nachruf: Mit immer wachem
Forschergeist ging er den Spuren der ältesten
Bewohner unserer Heimat nach. Da war ihm kein Weg zu
weit, keine Arbeit zu schwer. Und das, was der
Spaten draußen dem bergenden Schoß der Erde
entnommen, das wurde daheim gewissenhaft verarbeitet
und nach und nach zu einem immer deutlicheren Bilde
der fernen Urzeit zusammen-gestellt. So hat
Schwanold als erster gezeigt, daß die Erbauer der
Steinhügelgräber nicht am Teutoburger Walde
haltgemacht haben, sondern daß ihr Gebiet bis zur
Weser reichte. Er hat dann ferner die weitgehende
Kultur-gemeinschaft dieser Bronzezeitleute mit den
Menschen des gleichen Zeitabschnittes in
Süddeutschland heraus-gestellt, ein Zusammenhang,
der einerseits aus der Gleichheit der Grabformen,
Geräte und Waffen geschlossen wurde, andererseits
auch räumlich in glücklichster Weise durch die
Feststellung zahlreicher Steinhügelgräber in dem
Gebiete zwischen Eggegebirge und Oberweser bestätigt
werden konnte. Ein weiterer Erfolg Schwanolds war
die Auffindung und Untersuchung
mittel-steinzeitlicher Siedlungen am Sennerande und
in den Tälern des Teutoburger Waldes. Gekrönt wurde
dieser Teil seiner Arbeiten durch die Grabung an den
Retlager Quellen, die uns eine Anzahl wertvoller
Erkenntnisse aus der Zeit des Mesolithikums beschert
hat. Wenn wir es uns auch versagen müssen, eine
umfassende Aufzählung der mancherlei Forschungen
Schwanolds zu geben, auf eins aber soll zum Schluß
noch hingewiesen werden. Das ist die bis ins
einzelne gehende Kartierung von etwa 800 Grabhügeln,
eine Arbeit, deren wissenschaftlicher Wert nicht
leicht zu hoch eingeschätzt werden kann. |
Ein besonderes Verdienst
Schwanolds aber bleibt, daß er schon frühzeitig
erkannte, wie ohne die Mithilfe der breiten Masse
eine erfolgreiche Urgeschichtsforschung nicht
betrieben werden kann. Sein Bestreben war daher
stets, die Kenntnis der Urgeschichte in immer
weitere Kreise zu tragen, immer mehr die Augen zu
schärfen für die manchmal so unscheinbaren Zeugen
der Vorzeit. Bei dieser Tätigkeit kam ihm seine
pädagogische Erfahrung aufs beste zustatten. Durch
zahlreiche Vorträge, in mannigfachen Aufsätzen
suchte er alle Schichten der Lippischen Bevölkerung
zu unterrichten und ihr Interesse für die
Bodenaltertümer der Heimat zu wecken.[13] |
|
Heinrich Schwanold.
[14] |
|
Die Familie Schwanold und ihre Vorfahren |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Die
Lebensgeschichte von Heinrich Schwanold wird nach
meinem Urlaub fortgesetzt. |
|
|
|