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Konfirmationen 1819 |
1819 war Friedrich Konrad Krüger Pastor in Wüsten. |
Am 25ten
Apr. 1819 sind hier folgende Kinder öffentlich confirmirt
und am 2ten Mai zum heiligen Abendmahl zugelassen: |
Nr. |
Söhne |
Alter |
1 |
Johann Henrich Mügge aus Oberwüsten, des Meyers Sohn |
26. März 1805 |
2 |
Simon Henrich Hans-Meyer v. Cordmeyer aus Oberwüsten |
29. April 1805 |
3 |
Christoph Philipp Schemmel aus dem Sundern in
Unterwüsten |
10. April 1805 |
4 |
Johann Henrich Held vom neuen Dorfe |
14. April 1805 |
5 |
Philipp Ferdinand Plöger von Prüßners Hofe, eines
Einliegers Sohn |
13. Juni 1805 |
6 |
Hans Hermann Krumme aus dem langen Berge, eines
Einliegers Sohn |
2. Juni 1805 |
7 |
Simon Dieterich Meise von der Salze |
5. Mai 1805 |
8 |
Simon Henrich Nolte-Klocke aus Oberwüsten, des
Meyers Sohn |
9. Juni 1805 |
9 |
Johann Christoph Heydergott, von Pauks Hofe, einer
Einliegers Witwe Sohn |
14. April 1805 |
10 |
Franz Henrich Remmert aus dem langen Berge |
5. Mai 1805 |
11 |
Johann Henrich Reuter, von Bobergs v. Siekemeyers
Hofe in Oberwüsten |
25. April 1819 |
|
Nr. |
Töchter |
Alter |
1 |
Christine Caroline Bender Cords v. Beiners von der
Krutheide |
6. Juni 1805 |
2 |
Anna Marie Sophie Brunen, Einliegers Tochter von
Brunings Hofe |
12. Mai 1805 |
3 |
Anna Sophie Henriette Pohls von der Hüttenstraße |
24. April 1805 |
4 |
Anna Marie Henriette Güsen aus dem Erdsieke |
12. Mai 1805 |
5 |
Wilhelmine Caroline Schalk von der Kleinen Heide |
2. Februar 1805 |
6 |
Amalie Henriette Schmidts, ein Waisenkind von der
Krutheide |
12. April 1805 |
7 |
Anna Marie Wilhelmine Ketten, von Deppen Hofe in
Hellerhausen |
30. April 1805 |
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Am 31ten Oct. 1819 sind vor einer sehr zahlreichen
Versammlung folgende Kinder öffentlich confirmirt und
Sonntags darauf, den 7ten Nov. Zum erstmahligen Genuß des
heiligen Abendmahls zugelassen worden: |
Nr. |
Söhne |
Alter |
1 |
Friedrich Wilhelm Pohl |
25. September 1805 |
2 |
Johann Conrad Zurheiden |
24. August 1805 |
3 |
Friedrich Ernst Schalk |
20. Juli 1805 |
4 |
Johann Bartold Bröer |
12. Dezember 1805 |
5 |
Philipp Henrich Beiner |
10. Februar 1806 |
6 |
Otto Henrich König |
24. Februar 1805 |
7 |
Simon Henrich Prüssner |
29. Juli 1805 |
8 |
Friedrich Carl Schäfers Nolte |
11. November 1805 |
9 |
Johann Henrich Krüger |
24. Oktober 1805 |
10 |
Friedrich Wilhelm Hollensteiner |
12. Dezember 1805 |
11 |
Henrich Bartold Sturhahn vom Meyerhofe zu Pehlen |
unbekannt |
12 |
Johann Henrich Menne |
18. April 1806 |
|
Nr. |
Töchter |
Alter |
1 |
Anna Sophie Louise Engelken |
12. Dezember 1805 |
2 |
Louise Henriette Wüstenbekkers |
20. August 1805 |
3 |
Anne Marie Ilsabein Göhners |
7. Dezember 1805 |
4 |
Anna Marie Wilhelmine Deppen |
27. August 1805 |
5 |
Wilhelmine Henriette Müggen |
5. Oktober 1805 |
6 |
Anna Marie Sophie Brands |
19. September 1805 |
7 |
Anna Marie Louise Kochs |
30. Oktober 1805 |
8 |
Anna Marie Louise Pechers |
8. Oktober 1805 |
9 |
Anna Marie Louise Meisen |
6. Oktober 1805 |
10 |
Louise Henriette Krügers |
20. August 1805 |
11 |
Anna Marie Wilhelmine Stillen |
9. Januar 1806 |
12 |
Anna Marie Elisabeth Prüssners |
29. Januar 1806 |
13 |
Anna Marie Louise Meisen vom Brinke |
6. Oktober 1805 |
14 |
Sophie Elisabeth Schäfers |
20. Dezember 1805 |
15 |
Hanna Riemanns |
30. Oktober 1805 |
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Friedrich Conrad Krüger übersandte seine gedruckte "Confirmationsrede"
an die Regierung in Detmold, um zu belegen, "[...] wie
ich bei feierlichen Gelegenheiten zu Jung und Alt in meiner
Gemeinde rede [...]." So schrieb Krüger in seinem
Bericht an die Regierung am 14. März 1820. Hintergrund des
Ganzen war die am 17. Januar 1820 von Pastor Krüger bei der
Regierung vorgebrachte Klage über "manchen Unfug" in
der Kirchen-gemeinde Wüsten, wie Schlägereien, Gelage in dem
Krug (hier ist der Wüstener Krug gegenüber der Kirche
gemeint) und die Gebehochzeiten. |
Confirmationsrede
über
Joh.13, 35
gehalten
am 31. October 1819,
von
Friedrich Conrad Krüger
Pastor zu Wüsten
im Lippischen.
Bielefeld,
gedruckt mit Küsters Schriften. |
Gesungen wurde N. A. 201.
Die hier vor deinem
Antlitz stehn ec.
Zum Schluß:
N. A. 202, 3. 4.
Lenkt und schützt und
warnet sie ec.
|
Vor Deinem Angesichte, o Herr! stehen diese Kinder. Du
siehest sie alle und jedes einzelne unter ihnen. Alle, die
wir hier mit ihnen vor Deinen Augen versammelt sind, sehen
bloß ihre leibliche Gestalt; aber Du siehest ihr Herz an, Du
verstehst ihre Gedanken von ferne. Wir hören bloß, was ihr
Mund spricht; aber Du weißt, ob das, was sie sagen werden,
auch ihres Herzens ganze Meinung ist. Wir sind Zeugen ihrer
Worte, ihres Gelübdes; aber Du bist Zeuge dessen, was sie im
Herzen sich vornehmen. In ihren Namen rufe ich Dich, den
dreieinigen Gott, dem sie heute sich heiligen, rufe ich
Himmel und Erde, fordere ich diese zahlreiche Versammlung zu
Zeugen darüber auf, daß sie Dein, mit Leib und Seele, in
Zeit und Ewigkeit, im Leben und im Tode Dein seyn wollen. Du
versprichst ihnen heute, Du wollest ihr Vater seyn; gieb
ihnen die Gnade, daß sie sich als Deine Kinder betragen
mögen. Du versicherst ihnen, daß Du Deinen eingebornen Sohn
für sie zum Erlöser, Heiland und Seligmacher gesandt und in
den Tod gegeben hast; schenke ihnen die Gnade, daß sie
Erlösete, Geheiligte und Beseligte Jesu Christi seyn und
bleiben, daß sie sich bis ans Ende ihres Lebens zu Jesu
Christo halten mögen. Du bestätigst ihnen, daß Dein Geist in
ihnen leben und wirken, daß Du sie durch Deinen Geist mit
Lust und Kraft zu allem, was gut und Dir wohlgefällig ist,
erfüllen, daß Du ihre Herzen durch Deinen Geist erneuern
willst, damit sie zu Deinem Reiche geschickt werden;
verleihe ihnen die Gnade, daß sie heute und an jedem Tage,
den sie hienieden noch erleben sollen, sich deinen Geist
erflehen und sich von Deinem Geiste regieren lassen. Du
nimmst sie heute auf`s neue in Deinen Gnadenbund auf, Du
willst ihr Bundesgott seyn und bleiben; ach! lehre sie, sich
darüber innig freuen und als Kinder Deines neuen Bundes
gesinnt seyn und wandeln. Du weißt, sie sind schwach; sey Du
in den Schwachen mächtig, wie Du verheißen hast. Du weißt,
sie sind von Natur untüchtig zu allem Guten, zum halten
Deiner Gebote; mache Du sie dazu tüchtig. Sie gehen hin in
eine Welt voll Falschheit und Lüge, voll Tücke und Bosheit;
in ihnen und außer ihnen lauren mächtige Feinde,
schreckliche Widersacher auf sie: sey Du ihr Schild und
Hort, ihre Weisheit und Stärke, ihre Burg und Hoffnung. –
Schenke auch allen, mit welchen sie jetzt und künftig in
Verbindung stehen oder kommen, die Gnade, daß sie all diese
Kinder wie ein Dir geweihetes Heiligthum betrachten. Will
sich jemand an sie wagen, um in ihnen Dein Heiligthum zu
verderben; so gieb ihm zu bedenken, daß es einem solchen
besser wäre, wenn ein Mühlstein an seinen Hals gehängt und
er ersäuft würde im Meer, da es am tiefsten ist. Ist der
schon strafbar, der die ausgestreuete Saat des Feldes
verdirbt; so muß der ja wohl noch ungleich strafbarer seyn,
der Dein Heiligthum mit Füßen tritt, der den Saamen der
Wahrheit verdirbt, welcher mit Mühe in dieser Kinder Herzen
ausgestreuet wurde. – Segne, Vater! diesen Tag und diese
Augenblicke nicht bloß für diese Kinder mit Deinem besten
Segen; segne diesen Tag und diese Augenblicke auch für alle,
die hier anbeten, auuf daß dieser Tag ein rechter Segenstag
für unsere Gemeine und für unsere ganze Gegend sey. Amen. |
A. Z. Innig gerührt ist mein Herz über die zahlreiche
Versammlung, die sich heute in unserm kleinen Tempel
eingefunden hat. Der größte Theil der Versammelten besteht,
wie ich sehe, aus Gliedern meiner lieben Gemeine; aber auch
viele Glieder auswärtiger Gemeinen erblicke ich um mich her.
Seyd mir denn alle um Jesu Christi willen von ganzem Herzen
willkommen. Nichts wünsche ich sehnlicher, als daß niemand
unter uns den Weg hierher vergebens gemacht haben möge. Es
ist mein heissester Wunsch, daß jeder, der hier an diesem
feierlichen Morgen mit anbetet, erwas für sein Herz bekommen
möge, das, wie ein gutes Saamenkorn auf einen guten Boden
falle und ihn selbst mit reichen Früchten für Zeit und
Ewigkeit erfreue. Bitten will ich denn recht angelegentlich
einen jeden unter uns, daß er möge an die Zeit zurück
denken, in welcher auch er einst an diesem oder an einem
andern Altare stand, um, wie diese Kinder wollen, seinen
Taufbund zu erneuern. Bitten will ich einen jeden unter uns,
daß er den heutigen Tag möge zu einem Prüfungstage für sein
Herz machen, daß er möge darüber ernstlich nachdenken, ob er
den heiligen Bund hielt oder brach, den er einst in seiner
Jugend mit dem dreieinigen Gott geschlossen hat. Bitten will
ich einen jeden, dem sein Gewissen sagt, daß er diesen
heiligen Bund in seinen Gedanken, Worten und Werken brach,
daß er heute zu dem Herrn zurückkehre, der auch Gnade für
die Abtrünnigen hat, der auch gütig ist gegen die
Undankbaren und Boshaftigen, Jesus Christus, der seinen
Petrus wieder unter die Zahl seiner Apostel aufnahm, und auf
ihn seine Gemeine gründete, der so viele Tausende von
Sündern auf`s neue annahm, wenn sie in Mühseligkeit und
Beladenheit zu ihm zurück kehrten, nimmt auch jetzt, auch
heute noch die Sünder an, die zu ihm kommen. Er streckt
seine durchbohrten Hände auch heute noch nach allen aus, die
er durch sein theures Blut zu seinem Eigenthume erkaufte. Er
läßt heute auch die, welche sich auf den breiten Landstraßen
finden, welche hinter den Hecken und Zäunen liegen,
einladen, daß sie zu ihm kommen, daß sie mit ihm an seinem
Freudenmahle Antheil nehmen, daß sie mit ihm zu seiner
Herrlichkeit gehen. Möchten alle, welche diese Einladung
angeht, bereit seyn, dieser Einladung zu folgen und sich in
seine Ordnung zu fügen! |
Doch heute habe ich es vorzüglich mit euch zu thun, meine
lieben Kinder! Ihr seyd hierher getreten, um euer
Glaubensbekenntniß öffentlich abzulegen. Dieser Tag ist für
euch ein großer, ein wichtiger Tag. Von diesem Tage hängt
euer aller Leben oder Tod, euer aller Seligkeit oder
Verdammniß ab. Vor euch liegt heute der schmale Weg, der zum
Leben, und der breite Weg, der zur Verdammniß abführt. Ich
hoffe, ihr wählt alle den schmalen Weg, wenn ihr gleich in
der Folge bemerken solltet, daß Wenige darauf wandeln.
Lasset mich denn jetzt einige Worte aus Jesu Christi Munde
zum Grunde des heiligen Vortrags legen, den ich an euch
halten möchte. Ihr findet sie |
Joh. 13, 35. |
Sie heißen: Dabei wird jedermann erkennen, daß ihr meine
Kinder seyd, so ihr Liebe unter einander habet |
Das sind Worte Jesu Christi, m. l. K. ! Der theure Heiland
aller sündigen Menschen, der auch euer aller Heiland ist,
hat sie gesprochen. Sie gehören unter die letzten Worte, die
er zu seinen Jüngern sprach, als er mit ihnen zum letzten
mahl vor seinem Tode in Jerusalem vereinigt war. Gewiß
prägte jedes derselben sich eben darum, weil es eins seiner
letzten Worte war, seinen Jüngern um so tiefer ein. Und ich
hoffe, diese großen Worte werden sich auch euern Herzen aufs
tiefste einprägen, da ich angewiesen bin, sie euch im Namen
des Herrn an euerm Confirmationstage vorzulegen. Achtet denn
auf das, was ich euch darüber zu sagen gedenke. - Und auch
ihr alle, die ihr hier vor dem Herrn versammelt seyd, werdet
mit Aufmerksamkeit auf den heiligen Vortrag hören, den ich
an diese Kinder darüber zu halten gesonnen bin. Sie sind
auch für euch alle, wie für die ganze Christenheit von der
größten Wichtigkeit.
Liebe, wie sie Jesus Christus fordert, ist das Beste, was
sich in dem Herzen eines Menschen finden, ist das Höchste
und Wichtigste, wozu sich das menschliche Herz erheben und
fähig machen lassen kann. Die Liebe, wie sie Jesus Christus
fordert, ist eine Wirkung des Geistes Gottes. Sie wird von
dem heiligen Geiste in dem menschlichen Herzen erzeugt. Das
menschliche Herz ist an sich zu verdorben, als daß es diese
Liebe in sich schließen sollte. Seite dem Fall des ersten
Menschenpaars herrscht in dem menschlichen Herzen ein
durchaus böser, verderblicher Geist. Von Natur aus ist der
Mensch geneigt, seinen Nächsten – ach! daß ich es sagen muß
– zu hassen. Dieser Haß treibt ihn an, nicht auf das Wohl,
sondern auf das Weh seines Nächsten bedacht zu seyn. Aber
mit Gottes Hülfe kann es anders werden, und wird es anders.
Der Geist Gottes wirkt, wenn er erfleht und in`s menschliche
Herz eingekehrt ist, Liebe, wie sie Jesus Christus fordert.
Gottes Geist treibt den bösen Geist aus dem menschlichen
Herzen aus. Und dann ist der Mensch geneigt für das Wohl
seines Nächsten durch Worte und Thaten zu sorgen. Merket auf
folgende Gedanken, die dazu beitragen können, daß der Mensch
auf sich selbst aufmerksam wird, und durch den Geist Gottes,
den Jesus Christus allen verheissen hat, die den Vater im
Himmel darum bitten, Liebe zu dem Menschen in sein Herz
flößt. |
1) Es ist Eine Erde, die alle Menschen trägt. So verschieden
die Menschen auch seyn mögen in Rücksicht ihrer Hoheit und
Niedrigkeit, in Rücksicht ihres Reichthums und ihrer Armuth,
in Rücksicht ihrer Kraft und Schwachheit, in Rücksicht ihres
Verstandes, Geschlechts und Alters, so wohnen sie doch alle
auf einer Erde. So verschieden die Menschen auch unter
einander sind in Hinsicht ihrer äußern oder innern Bildung,
in Rücksicht ihres Glaubens oder Unglaubens, in Rücksicht
ihres Thuns und Lassens, in Rücksicht ihrer Religion und
Sitten, ihrer Gebräuche und Sprachen; so ist es doch Eine
Erde auf der sie alle wohnen. Und so verschieden diese Erde
auch ist in Rücksicht der Kälte und Wärme, der Fruchtbarkeit
und Unfruchtbarkeit; so ist es doch im Ganzen die Eine Erde,
auf der alle Menschen sind. So verschieden auch die Länder
sind, in welchen die einzelnen Völker mit ihren Stämmen
wohnen, in Hinsicht ihrer Lage, ihrer Namen und sonstigen
Beschaffenheiten; so sind doch alle Länder Theile der Einen
Erde, auf der sich diese Länder befinden. So verschieden
auch die Völker seyn mögen in Hinsicht ihrer Verfassungen,
die sie sich nach und nach gebildet haben; so wohnen doch
alle Völker auf Einer Erde, die sie alle nährt und trägt.
Billig sollten sich schon dadurch alle Menschen, die auf der
Einen Erde leben, bewogen fühlen, sich unter einander als
Eine Familie anzusehen, deren gemeinschaftliches Wohl nur
durch Liebe gefördert werden kann. |
2) Es ist Ein Gott, der alle Menschen schuf und aller
Menschen Vater seyn will. Zwar wissen es nicht alle
Menschen, die auf der Einen Erde mit uns leben, daß uns alle
Ein Gott geschaffen hat; aber allen Christen und auch euch
allen ist diese große Wahrheit aus dem heiligen Worte Gottes
bekannt. Wir wissen, und auch ihr alle wißt es, Kinder! daß
der Herr unser Gott nur ein einiger Herr ist, daß wir alle
Einen Gott, den Vater haben, von welchem alle Dinge sind und
wir durch ihn. Wir wissen, daß Gott durch seine
unbegreiflich grenzenlose Liebe bewogen wurde, die Menschen
zu seinem Bilde zu schaffen, und sie über alle übrigen
Geschöpfe der Erde zu erhöhen. Wir wissen, daß Gott alle
Menschen und auch euch geliebet hat, ehe der Welt Grund
gelegt war. Wir wissen, daß alle Menschen, wozu auch ihr
gehört, durch die Gnade Gottes zum Daseyn und Leben gekommen
sind, daß alle Menschen alles, was sie sind und haben, durch
die Gnade Gottes empfingen, daß sie allesamt viel zu geringe
sind aller Barmherzigkeit und Treue, die der Herr ihr Gott
an ihnen thut. Wir wissen, daß dieser Eine Gott es
veranstaltet hat, wo und wie weit alle Menschen wohnen und
wie lange die Einzelnen unter ihnen leben sollen. Wir
wissen, daß die Erde allenthalben des Herrn ist, und daß
auch die alle des Herrn sind, die auf der Erde wohnen. Wir
wissen, daß der Odem aller Menschen von dem Herrn bewahrt
wird. Wir wissen, daß der Vater im Himmeldie Haare aller
Menschen auf ihren Häuptern gezählt hat, daß der Herr arm
und reich macht, erhöhr und erniedrigt, daß vor ihm kein
Ansehn der Person ist. Wir wissen, wir leben und wir sterben
auf des Herrn Befehl, der Tag und die Stunde unser aller
Geburt, wie des Todes, steht unter der Aufsicht des Einen
unsichtbaren, aber allenthalben nahen und wirksamen Gottes.
Und wenn wir das wissen, sollten wir uns dann nicht unter
einander lieben, als Gott uns alle liebt? – |
3) Es ist Ein Himmel, für welchen alle Menschen geschaffen
sind. Nicht hienieden ist unser Vaterland. Eine bleibende
Stätte finden wir auf Erden nicht. Hier sind wir nur Pilger,
die dem wahren Vaterlande entgegen gehen. Die tägliche
Erfahrung lehrt, daß der Tod über kurz oder lang, früh oder
spät, aber Einmahl gewiß die Menschen alle nach einander von
der Erde hinweg nimt. Die heilige Schrift sagt uns, daß die
Seele des Menschen nicht stirbt, daß der Geist des Menschen
zu Gott geht, von dem er gekommen ist, wenn der Leib wieder
zur Erde wird, wovon er genommen war. Die heilige Schrift
versichert uns, daß nach dem Tode des Leibes erst das rechte
Leben für den Menschen anfange, das Leben, welches ewig
währt. Die menschliche Vernunft sagt dazu Ja und Amen. Wohl
dann denen, die würdig seyn werden, jene Welt zu erlangen,
und zu stehn vor des Menschen Sohn! – Wie die Menschen nun
von zweierlei Geschlecht beseelt werden, so wandeln sie auch
auf zweierlei Wegen. Ein Theil der Menschen wird von einem
guten Geiste beseelt, der von Gott ist und dem Menschen von
Gott gegeben wird. Ein anderer Theil aber wird von einem
bösen Geiste beseelt, welcher durch die Sünde und ihren
Urheber den Menschen gegeben wird. Alle die Menschen, welche
von dem guten, dem heiligen Geiste beseelt sind, wandeln auf
dem schmalen Wege, und dieser Weg endigt sich mit dem ewigen
Leben. Alle die Menschen aber, welche von dem bösen Geiste
sich beseelen lassen, wandeln auf dem breiten Wege, und
dieser Weg führt zur Verdammniß ab. Gott, der die Menschen
alle schuf, will auch gern, daß allen Menschen geholfen
werde, daß alle Menschen zur Erkenntniß der Wahrheit kommen.
Er schließt vor keinem Einzigen die Thür des Himmels zu.
Hohe und Niedrige, Reiche und Arme, Vornehme und Geringe,
Gelehrte und Ungelehrte, Menschen aus beiden Geschlechtern,
aus allen Altern, aus allen Ländern, Völkern und Sprachen,
will er aufnehmen in seinen Himmel, jedem da seinen Platz
anweisen, jedem da vergelten nach seinen Werken. Und da nun
alle auf Einem Wege zu Einem Himmel wandeln, so ists ja auch
wohl billig und Recht, daß sich alle unter einander lieben.
Wer ein Himmelsbürger, wer selig werden will, muß auch Liebe
hegen, die von Gott geboren ist, denn Liebe ist der Grund
zur Seligkeit. |
4) Für alle Menschen ist ein Erlöser, Ein Heiland und
Seligmacher da. Dieser ist, wie ihr wißt, Jesus Christus.
Er, der Sohn Gottes, der von Ewigkeit bei dem Vater in
seiner Herrlichkeit war, wurde für alle Menschen Mensch.
Bethlehem, Davids Stadt in Judäa, in der Nähe von Jerusalem,
war sein Geburtsort; Nazareth, eine Stadt in der Heiden
Galiläa, war der Ort seiner Erziehung. Die Jungfrau Maria,
aus Davids Geschlecht, gebahr ihn. Joseph, ein Zimmermann
aus Davids Geschlecht, verpflegte ihn. Johannes, der Täufer,
des Priesters Zacharias Sohn, taufte ihn. Sein himmlischer
Vater erklärte ihn für seinen geliebten Sohn, an dem er
Wohlgefallen habe und verlangte, daß man ihn hören, seinen
Anweisungen folgen solle. In Lehren und Thaten war vor ihm
und nach ihm nie seines Gleichen. Im Leiden und Dulden ist
er nie übertroffen. Er war dem Vater, der ihm sandte,
gehorsam bis zum Tode, ja, bis zu dem schrecklichsten Tode
am Kreuz. Mit seinem theuren Blute erkaufte er freiwillig
das ganze Menschengeschlecht zu seinem Eigenthume. Diesem
seinen Blute, das er zu Jerusalem und auf Golgatha vergoß,
wird in der heiligen Schrift die wunderbare Kraft beigelegt,
die Menschen von allen ihren Sünden reinigen zu können. Der
Glaube an ihn, den er forderte, macht die Menschen fähig,
durch ihn der Vergebung ihrer Sünden theilhaftig zu werden.
Keine Sünde ist ihm zu blutroth, sie kann durch ihn
schneeweiß gemacht werden. Er ist wieder auferstanden von
den Todten. Er ist gen Himmel gefahren und ihm ist alle
Gewalt im Himmel und auf Erden, ihm ist ein Name gegeben,
der über alle Namen ist. Es ist in keinem Andern Heil, es
ist auch kein anderer Name dem Menschen gegeben, darin sie
sollen selig werden, als Jesu Christi Name. Wie nur Ein Gott
ist, so ist auch nur Ein Mittler zwischen Gott und den
Menschen, nemlich der Mensch Jesus Christus. Er hat seinen
Jüngern befohlen, in alle Welt zu gehen und allen Völkern
sein Evangelium kund zu thun. Sie sind, wie er ihnen
verheissen hatte, ausgerüstet worden mit höhern, göttlichen
Kräften. In reichem Maaße ist der Geist Gottes über sie
ausgegossen. Sie sind hingegangen und haben, so weit sie
kamen, das Evangelium Jesu verkündigt, Sie haben in der
Folge andere Männer dazu bestellt, die weiter fortfuhren,
das Evangelium Jesu auszubreiten. Aller Hindernisse
ohngeachtet, hat dennoch die Kraft der Wahrheit gesiegt und
wird ferner siegen; denn wenn auch Himmel und Erde vergeht,
so bleiben doch Jesu Worte. Sogar die Pforten der Hölle
können seine Gemeine nicht überwältigen. Noch jetzt sind
Männer da, die der Herr zu seinen Knechten ausersah und
aussendet. Alle Völker sollen sich sammeln zu Einer Heerde
unter dem Einen Hirten Jeus Christus. In unsern Tagen wird
an diesem großen, göttlichen Werke mit angestrengter
Thätigkeit und glücklichem Erfolge gearbeitet. Der Herr
segnet diese Arbeit. Sie steht unter seinem ganz besondern
Schutze. Wenn wir denn nur alle Einen Erlöser, Einen Heiland
und Seligmacher haben, sollten wir uns denn nicht um Christi
willen alle lieben? |
Sehet, meine lieben Kinder und alle, die hier anbetet! das
sind etwa die wichtigsten Gründe deren ruhige und ernste
Beachtung uns alle bewegen kann, uns unter einander zu
lieben. Kinder! ihr werdet euch heute auch unter die Jünger
und Jüngerinnen Jesu Christi aufnehmen lassen. Merket euch,
was der Herr sagt, woran jedermann seine Jünger erkennen
werde. Er sagt: dabei wird jedermann erkennen, daß ihr meine
Jünger seyd, wenn ihr Liebe unter einander habt. Findet sich
diese Liebe in euern Herzen, äußert ihr sie durch Worte und
Thaten; so gehört ihr unter die Jünger und Jüngerinnen Jesu
Christi. Findet sie sich aber nicht in euern Herzen, äußert
sie sich nicht durch Worte und Thaten; so seyd ihr auch, wer
und was ihr sonst seyn möget, keine Jünger und Jüngerinnen
Jesu Christi. |
Kinder! ich hoffe es, ihr werdet in der That und Wahrheit
heute Jesu Christi Jünger und Jüngerinnen werden und in der
ganzen Zeit eures Lebens bleiben. Ihr werdet ja das
feierliche Gelübde thun, Jesu Christo zu leben und zu
sterben, ihm auch dann noch treu zu bleiben, wenn auch alle
eure Bekannten und Verwandten, wenn auch die ganze Welt ihm
treulos werden sollte. Ich fordere euch deswegen heute, im
Namen Jesu Christi, der mich zu euerm Lehrer und Seelsorger,
der mich zum Lehrer und Seelsorger dieser ganzen Gemeine aus
Gnaden bestellt hat, dazu auf, diese Liebe euch von Gott
jeden Tag eures Lebens neu zu erbitten. Wenn gleich heute
der Funken dieser göttlichen Liebe in euren Herzen
angezündet wird, so kann doch dieser heilige Funken leicht
wieder erlöschen, wenn ihr nicht täglich wachet und betet.
Fleisch und Blut, die sinnliche Lust, die in mancherlei
Gestalt in euren Herzen aufsteigen wird, kann diesen
Liebesfunken erlöschen. Dann wird er nicht zur Gluth. Und
die Welt um euch her, die Menschen, unter welche ihr tretet,
kennt zum Theil diese Liebe nicht, die uns Paulus 1 Cor. 13.
so schön beschreibt. Sie wollen deswegen von dieser Tochter
des Himmels nichts wissen. Sehr viele unter denen, die auch
Christen seyn wollen, halten den, der sich für das zeitliche
oder für das ewige Wohl seiner Mitmenschen aufzuopfern
geneigt worden ist, für einen Narren. Sie nehmen das, was
wahre Weisheit ist, für ein sicheres Zeichen von Einfalt und
Dummheit. Oft werdet ihr sehen und hören, daß Menschen, die
auch hier, oder an einem andern Altare standen, wie ihr hier
heute steht, sich unter einander beissen und fressen, als ob
sie Hunde wären. Ihr werdet hören und sehen, daß Menschen,
die auch für Christen gehalten werden wollen, bei ihren
öffentlichen Zusammenkünften, besonders auf Hochzeiten, sich
so betragen, als ob sie ihren Verstand verloren hätten, als
ob die viehische Lust ihres Fleisches, sie in unvernünftige
Thiere, in brummende Bären, in reissende Wölfe, in grimmige
Tieger, in brüllende Löwen verwandelt hätte. Sie werden euch
reizen, wenn ihr heran gewachsen seyd, euch mit ihnen zu
gleichen Gräueln zu vereinigen. Der Geist Gottes weicht aus
euern Herzen, wie er aus ihren Herzen gewichen ist, wenn ihr
ihren Lockungen Gehör gebet. Der böse Geist nimmt seinen
Sitz in euern Herzen, wie er seinen Sitz in ihren Herzen
genommen hat, wenn ihr nicht dagegen wachet und betet. –
Ach! nur mit blutendem Herzen kann ich mir so etwas denken.
– Doch, nein! ich will euch heute nicht durch Mißtrauen
betrüben. Zurufen will ich euch nur noch aus der Fülle
meines euch innig liebenden Herzens: Solltet ihr in der
Folge auch manches aus dem bisherigen Unterrichte vergessen;
so vergesset das nicht, was Jesus Christus sagte: dabei wird
jedermann erkennen, daß ihr meine Jünger seyd, wenn ihr
Liebe unter einander habt. – Und o! daß dies Alle neu
hörten und zu Herzen faßten, die hier anbeten, damit Jesus
Christus sie Alle, Alle, für seine Jünger und Jüngerinnen
halten könnte. Amen. Amen. |
Anhang. |
Gelübde für Kinder, welche confirmirt werden. |
Ja, den Gott, der zu Menschen uns schuf,
In Christo uns gab so hohen Beruf,
Den Gott und Vater wollen wir ehren,
Was er gebietet, wollen wir hören.
Als Christen sehn wir das größeste Zeichen
Der Liebe Gottes, des Vaters, und reichen
Durch Jesum ihm die Hände gern zu.
Durch ihn nur giebt er dem Herzen Ruh.
Ihm geloben wir heute freudig und gern,
Daß wir uns Christo, dem gütigen Herrn,
Mit Herz und Mund ergeben ganz wollen,
Daß von dem Herrn wegtreiben uns sollen
Nicht Hohn, nicht Spott, nicht Drangsal nicht Freuden,
Nicht Weltsinn, Verfolgung, nicht Schmach und nicht Leiden.
Den Herrn laßt uns lieben, nicht jetzt nur allein;
Ihm laßt uns ergeben im Tode noch seyn.
Bei all` unserm Denken, Reden und Thun
Laßt freudig in Jesu Christo uns ruhn.
List, Täuschung, Verführung darf sich nicht brüsten;
Mit himmlischer Kraft wird er uns schon rüsten.
Er ist der Sohn Gottes; nun soll unser Herz,
Auch unter dem nagendsten, drückendsten Schmerz,
Das Eigenthum Jesu bleiben allzeit;
Daß, Christen! ihr alle Zeugen jetzt seyd. |
Vor allen Menschen, sogar vor den Feinden
Des Herrn Jesu Christi, wie vor seinen Freunden,
Laßt uns ihn bekennen freudig und gern
Für unsern Heiland Erlöser und Herrn.
Mehr laßt uns ihn lieben als Mutter und Vater,
Denn er allein ist des Heiles Berather.
Mehr laßt uns ihn lieben, als Schwestern und Brüder;
Denn er bringt das Verlorne wieder.
Er hebt der Sünde Scheidewand auf,
Daß wir vollenden selig den Lauf.
Verwandten und Freunde dürfen uns nicht
Wegtreiben von uns´rer christlichen Pflicht.
Sieht´s aus in der Welt, als vergäße man sein;
So laßt uns beständig doch seiner uns freun.
Und sollen wir mit ihm nach Golgatha gehen;
So wird er uns dennoch gen Himmel erhöhn.
Der Herr hats verheissen; er giebt zu dem Allen,
Muth, Kraft und Stärke, damit wir nicht fallen.
Sein geist ist jetzt noch ein freudiger Geist,
Den, wie wir wissen, sein Wort uns verheißt.
Sind wir gleich schwach, so giebt er uns Stärke,
Daß wir thun ihm gefällige Werke.
Drauf sprechen wir, Jesu! in deinem Namen
Mit kindlicher Zuversicht Alle gern: Amen! |
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Qellen: |
Wüstener Kirchenbücher im
Archiv der Lippischen Landeskirche Detmold. |
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Confirmationsrede:
LAV NRW OWL L 77 A Nr. 350 |
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Dank an F.A. Wilke,
Detmold, der den Text der
Confirmationsrede mit den einleitenden Worten zur Verfügung gestellt hat.
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