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Pastor F. K. Krüger
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Konfirmationen 1819

1819 war Friedrich Konrad Krüger Pastor in Wüsten.

Am 25ten Apr. 1819 sind hier folgende Kinder öffentlich confirmirt und am 2ten Mai zum heiligen Abendmahl zugelassen:

Nr. Söhne

Alter

1 Johann Henrich Mügge aus Oberwüsten, des Meyers Sohn 26. März 1805
2 Simon Henrich Hans-Meyer v. Cordmeyer aus Oberwüsten 29. April 1805
3 Christoph Philipp Schemmel aus dem Sundern in Unterwüsten 10. April 1805
4 Johann Henrich Held vom neuen Dorfe 14. April 1805
5 Philipp Ferdinand Plöger von Prüßners Hofe, eines Einliegers Sohn 13. Juni 1805
6 Hans Hermann Krumme aus dem langen Berge, eines Einliegers Sohn 2. Juni 1805
7 Simon Dieterich Meise von der Salze 5. Mai 1805
8 Simon Henrich Nolte-Klocke aus Oberwüsten, des Meyers Sohn 9. Juni 1805
9 Johann Christoph Heydergott, von Pauks Hofe, einer Einliegers Witwe Sohn 14. April 1805
10 Franz Henrich Remmert aus dem langen Berge 5. Mai 1805
11

Johann Henrich Reuter, von Bobergs v. Siekemeyers Hofe in Oberwüsten

25. April 1819
Nr. Töchter

Alter

1 Christine Caroline Bender Cords v. Beiners von der Krutheide 6. Juni 1805
2 Anna Marie Sophie Brunen, Einliegers Tochter von Brunings Hofe 12. Mai 1805
3 Anna Sophie Henriette Pohls von der Hüttenstraße 24. April 1805
4 Anna Marie Henriette Güsen aus dem Erdsieke 12. Mai 1805
5 Wilhelmine Caroline Schalk von der Kleinen Heide 2. Februar 1805
6 Amalie Henriette Schmidts, ein Waisenkind von der Krutheide 12. April 1805
7 Anna Marie Wilhelmine Ketten, von Deppen Hofe in Hellerhausen 30. April 1805
     

Am 31ten Oct. 1819 sind vor einer sehr zahlreichen Versammlung folgende Kinder öffentlich confirmirt und Sonntags darauf, den 7ten Nov. Zum erstmahligen Genuß des heiligen Abendmahls zugelassen worden:

Nr. Söhne

Alter

1 Friedrich Wilhelm Pohl 25. September 1805
2 Johann Conrad Zurheiden 24. August 1805
3 Friedrich Ernst Schalk 20. Juli 1805
4 Johann Bartold Bröer 12. Dezember 1805
5 Philipp Henrich Beiner 10. Februar 1806
6 Otto Henrich König 24. Februar 1805
7 Simon Henrich Prüssner 29. Juli 1805
8 Friedrich Carl Schäfers Nolte 11. November 1805
9 Johann Henrich Krüger 24. Oktober 1805
10 Friedrich Wilhelm Hollensteiner 12. Dezember 1805
11 Henrich Bartold Sturhahn vom Meyerhofe zu Pehlen unbekannt
12 Johann Henrich Menne 18. April 1806
Nr. Töchter

Alter

1 Anna Sophie Louise Engelken 12. Dezember 1805
2 Louise Henriette Wüstenbekkers 20. August 1805
3 Anne Marie Ilsabein Göhners 7. Dezember 1805
4 Anna Marie Wilhelmine Deppen 27. August 1805
5 Wilhelmine Henriette Müggen 5. Oktober 1805
6 Anna Marie Sophie Brands 19. September 1805
7 Anna Marie Louise Kochs 30. Oktober 1805
8 Anna Marie Louise Pechers 8. Oktober 1805
9 Anna Marie Louise Meisen 6. Oktober 1805
10 Louise Henriette Krügers 20. August 1805
11 Anna Marie Wilhelmine Stillen 9. Januar 1806
12 Anna Marie Elisabeth Prüssners 29. Januar 1806
13 Anna Marie Louise Meisen vom Brinke 6. Oktober 1805
14 Sophie Elisabeth Schäfers 20. Dezember 1805
15

Hanna Riemanns

30. Oktober 1805

Friedrich Conrad Krüger übersandte seine gedruckte "Confirmationsrede" an die Regierung in Detmold, um zu belegen, "[...] wie ich bei feierlichen Gelegenheiten zu Jung und Alt in meiner Gemeinde rede [...]." So schrieb Krüger in seinem Bericht an die Regierung am 14. März 1820. Hintergrund des Ganzen war die am 17. Januar 1820 von Pastor Krüger bei der Regierung vorgebrachte Klage über "manchen Unfug" in der Kirchen-gemeinde Wüsten, wie Schlägereien, Gelage in dem Krug (hier ist der Wüstener Krug gegenüber der Kirche gemeint) und die Gebehochzeiten.

Confirmationsrede
über
Joh.13, 35
gehalten
am 31. October 1819,
von
Friedrich Conrad Krüger
Pastor zu Wüsten
im Lippischen.
Bielefeld,
gedruckt mit Küsters Schriften.



Gesungen wurde N. A. 201.
Die hier vor deinem
Antlitz stehn ec.
Zum Schluß:
N. A. 202, 3. 4.
Lenkt und schützt und
warnet sie ec.

 

Vor Deinem Angesichte, o Herr! stehen diese Kinder. Du siehest sie alle und jedes einzelne unter ihnen. Alle, die wir hier mit ihnen vor Deinen Augen versammelt sind, sehen bloß ihre leibliche Gestalt; aber Du siehest ihr Herz an, Du verstehst ihre Gedanken von ferne. Wir hören bloß, was ihr Mund spricht; aber Du weißt, ob das, was sie sagen werden, auch ihres Herzens ganze Meinung ist. Wir sind Zeugen ihrer Worte, ihres Gelübdes; aber Du bist Zeuge dessen, was sie im Herzen sich vornehmen. In ihren Namen rufe ich Dich, den dreieinigen Gott, dem sie heute sich heiligen, rufe ich Himmel und Erde, fordere ich diese zahlreiche Versammlung zu Zeugen darüber auf, daß sie Dein, mit Leib und Seele, in Zeit und Ewigkeit, im Leben und im Tode Dein seyn wollen. Du versprichst ihnen heute, Du wollest ihr Vater seyn; gieb ihnen die Gnade, daß sie sich als Deine Kinder betragen mögen. Du versicherst ihnen, daß Du Deinen eingebornen Sohn für sie zum Erlöser, Heiland und Seligmacher gesandt und in den Tod gegeben hast; schenke ihnen die Gnade, daß sie Erlösete, Geheiligte und Beseligte Jesu Christi seyn und bleiben, daß sie sich bis ans Ende ihres Lebens zu Jesu Christo halten mögen. Du bestätigst ihnen, daß Dein Geist in ihnen leben und wirken, daß Du sie durch Deinen Geist mit Lust und Kraft zu allem, was gut und Dir wohlgefällig ist, erfüllen, daß Du ihre Herzen durch Deinen Geist erneuern willst, damit sie zu Deinem Reiche geschickt werden; verleihe ihnen die Gnade, daß sie heute und an jedem Tage, den sie hienieden noch erleben sollen, sich deinen Geist erflehen und sich von Deinem Geiste regieren lassen. Du nimmst sie heute auf`s neue in Deinen Gnadenbund auf, Du willst ihr Bundesgott seyn und bleiben; ach! lehre sie, sich darüber innig freuen und als Kinder Deines neuen Bundes gesinnt seyn und wandeln. Du weißt, sie sind schwach; sey Du in den Schwachen mächtig, wie Du verheißen hast. Du weißt, sie sind von Natur untüchtig zu allem Guten, zum halten Deiner Gebote; mache Du sie dazu tüchtig. Sie gehen hin in eine Welt voll Falschheit und Lüge, voll Tücke und Bosheit; in ihnen und außer ihnen lauren mächtige Feinde, schreckliche Widersacher auf sie: sey Du ihr Schild und Hort, ihre Weisheit und Stärke, ihre Burg und Hoffnung. – Schenke auch allen, mit welchen sie jetzt und künftig in Verbindung stehen oder kommen, die Gnade, daß sie all diese Kinder wie ein Dir geweihetes Heiligthum betrachten. Will sich jemand an sie wagen, um in ihnen Dein Heiligthum zu verderben; so gieb ihm zu bedenken, daß es einem solchen besser wäre, wenn ein Mühlstein an seinen Hals gehängt und er ersäuft würde im Meer, da es am tiefsten ist. Ist der schon strafbar, der die ausgestreuete Saat des Feldes verdirbt; so muß der ja wohl noch ungleich strafbarer seyn, der Dein Heiligthum mit Füßen tritt, der den Saamen der Wahrheit verdirbt, welcher mit Mühe in dieser Kinder Herzen ausgestreuet wurde. – Segne, Vater! diesen Tag und diese Augenblicke nicht bloß für diese Kinder mit Deinem besten Segen; segne diesen Tag und diese Augenblicke auch für alle, die hier anbeten, auuf daß dieser Tag ein rechter Segenstag für unsere Gemeine und für unsere ganze Gegend sey. Amen.

A. Z. Innig gerührt ist mein Herz über die zahlreiche Versammlung, die sich heute in unserm kleinen Tempel eingefunden hat. Der größte Theil der Versammelten besteht, wie ich sehe, aus Gliedern meiner lieben Gemeine; aber auch viele Glieder auswärtiger Gemeinen erblicke ich um mich her. Seyd mir denn alle um Jesu Christi willen von ganzem Herzen willkommen. Nichts wünsche ich sehnlicher, als daß niemand unter uns den Weg hierher vergebens gemacht haben möge. Es ist mein heissester Wunsch, daß jeder, der hier an diesem feierlichen Morgen mit anbetet, erwas für sein Herz bekommen möge, das, wie ein gutes Saamenkorn auf einen guten Boden falle und ihn selbst mit reichen Früchten für Zeit und Ewigkeit erfreue. Bitten will ich denn recht angelegentlich einen jeden unter uns, daß er möge an die Zeit zurück denken, in welcher auch er einst an diesem oder an einem andern Altare stand, um, wie diese Kinder wollen, seinen Taufbund zu erneuern. Bitten will ich einen jeden unter uns, daß er den heutigen Tag möge zu einem Prüfungstage für sein Herz machen, daß er möge darüber ernstlich nachdenken, ob er den heiligen Bund hielt oder brach, den er einst in seiner Jugend mit dem dreieinigen Gott geschlossen hat. Bitten will ich einen jeden, dem sein Gewissen sagt, daß er diesen heiligen Bund in seinen Gedanken, Worten und Werken brach, daß er heute zu dem Herrn zurückkehre, der auch Gnade für die Abtrünnigen hat, der auch gütig ist gegen die Undankbaren und Boshaftigen, Jesus Christus, der seinen Petrus wieder unter die Zahl seiner Apostel aufnahm, und auf ihn seine Gemeine gründete, der so viele Tausende von Sündern auf`s neue annahm, wenn sie in Mühseligkeit und Beladenheit zu ihm zurück kehrten, nimmt auch jetzt, auch heute noch die Sünder an, die zu ihm kommen. Er streckt seine durchbohrten Hände auch heute noch nach allen aus, die er durch sein theures Blut zu seinem Eigenthume erkaufte. Er läßt heute auch die, welche sich auf den breiten Landstraßen finden, welche hinter den Hecken und Zäunen liegen, einladen, daß sie zu ihm kommen, daß sie mit ihm an seinem Freudenmahle Antheil nehmen, daß sie mit ihm zu seiner Herrlichkeit gehen. Möchten alle, welche diese Einladung angeht, bereit seyn, dieser Einladung zu folgen und sich in seine Ordnung zu fügen!

Doch heute habe ich es vorzüglich mit euch zu thun, meine lieben Kinder! Ihr seyd hierher getreten, um euer Glaubensbekenntniß öffentlich abzulegen. Dieser Tag ist für euch ein großer, ein wichtiger Tag. Von diesem Tage hängt euer aller Leben oder Tod, euer aller Seligkeit oder Verdammniß ab. Vor euch liegt heute der schmale Weg, der zum Leben, und der breite Weg, der zur Verdammniß abführt. Ich hoffe, ihr wählt alle den schmalen Weg, wenn ihr gleich in der Folge bemerken solltet, daß Wenige darauf wandeln. Lasset mich denn jetzt einige Worte aus Jesu Christi Munde zum Grunde des heiligen Vortrags legen, den ich an euch halten möchte. Ihr findet sie

Joh. 13, 35.

Sie heißen: Dabei wird jedermann erkennen, daß ihr meine Kinder seyd, so ihr Liebe unter einander habet

Das sind Worte Jesu Christi, m. l. K. ! Der theure Heiland aller sündigen Menschen, der auch euer aller Heiland ist, hat sie gesprochen. Sie gehören unter die letzten Worte, die er zu seinen Jüngern sprach, als er mit ihnen zum letzten mahl vor seinem Tode in Jerusalem vereinigt war. Gewiß prägte jedes derselben sich eben darum, weil es eins seiner letzten Worte war, seinen Jüngern um so tiefer ein. Und ich hoffe, diese großen Worte werden sich auch euern Herzen aufs tiefste einprägen, da ich angewiesen bin, sie euch im Namen des Herrn an euerm Confirmationstage vorzulegen. Achtet denn auf das, was ich euch darüber zu sagen gedenke. - Und auch ihr alle, die ihr hier vor dem Herrn versammelt seyd, werdet mit Aufmerksamkeit auf den heiligen Vortrag hören, den ich an diese Kinder darüber zu halten gesonnen bin. Sie sind auch für euch alle, wie für die ganze Christenheit von der größten Wichtigkeit.
Liebe, wie sie Jesus Christus fordert, ist das Beste, was sich in dem Herzen eines Menschen finden, ist das Höchste und Wichtigste, wozu sich das menschliche Herz erheben und fähig machen lassen kann. Die Liebe, wie sie Jesus Christus fordert, ist eine Wirkung des Geistes Gottes. Sie wird von dem heiligen Geiste in dem menschlichen Herzen erzeugt. Das menschliche Herz ist an sich zu verdorben, als daß es diese Liebe in sich schließen sollte. Seite dem Fall des ersten Menschenpaars herrscht in dem menschlichen Herzen ein durchaus böser, verderblicher Geist. Von Natur aus ist der Mensch geneigt, seinen Nächsten – ach! daß ich es sagen muß – zu hassen. Dieser Haß treibt ihn an, nicht auf das Wohl, sondern auf das Weh seines Nächsten bedacht zu seyn. Aber mit Gottes Hülfe kann es anders werden, und wird es anders. Der Geist Gottes wirkt, wenn er erfleht und in`s menschliche Herz eingekehrt ist, Liebe, wie sie Jesus Christus fordert. Gottes Geist treibt den bösen Geist aus dem menschlichen Herzen aus. Und dann ist der Mensch geneigt für das Wohl seines Nächsten durch Worte und Thaten zu sorgen. Merket auf folgende Gedanken, die dazu beitragen können, daß der Mensch auf sich selbst aufmerksam wird, und durch den Geist Gottes, den Jesus Christus allen verheissen hat, die den Vater im Himmel darum bitten, Liebe zu dem Menschen in sein Herz flößt.

1) Es ist Eine Erde, die alle Menschen trägt. So verschieden die Menschen auch seyn mögen in Rücksicht ihrer Hoheit und Niedrigkeit, in Rücksicht ihres Reichthums und ihrer Armuth, in Rücksicht ihrer Kraft und Schwachheit, in Rücksicht ihres Verstandes, Geschlechts und Alters, so wohnen sie doch alle auf einer Erde. So verschieden die Menschen auch unter einander sind in Hinsicht ihrer äußern oder innern Bildung, in Rücksicht ihres Glaubens oder Unglaubens, in Rücksicht ihres Thuns und Lassens, in Rücksicht ihrer Religion und Sitten, ihrer Gebräuche und Sprachen; so ist es doch Eine Erde auf der sie alle wohnen. Und so verschieden diese Erde auch ist in Rücksicht der Kälte und Wärme, der Fruchtbarkeit und Unfruchtbarkeit; so ist es doch im Ganzen die Eine Erde, auf der alle Menschen sind. So verschieden auch die Länder sind, in welchen die einzelnen Völker mit ihren Stämmen wohnen, in Hinsicht ihrer Lage, ihrer Namen und sonstigen Beschaffenheiten; so sind doch alle Länder Theile der Einen Erde, auf der sich diese Länder befinden. So verschieden auch die Völker seyn mögen in Hinsicht ihrer Verfassungen, die sie sich nach und nach gebildet haben; so wohnen doch alle Völker auf Einer Erde, die sie alle nährt und trägt. Billig sollten sich schon dadurch alle Menschen, die auf der Einen Erde leben, bewogen fühlen, sich unter einander als Eine Familie anzusehen, deren gemeinschaftliches Wohl nur durch Liebe gefördert werden kann.

2) Es ist Ein Gott, der alle Menschen schuf und aller Menschen Vater seyn will. Zwar wissen es nicht alle Menschen, die auf der Einen Erde mit uns leben, daß uns alle Ein Gott geschaffen hat; aber allen Christen und auch euch allen ist diese große Wahrheit aus dem heiligen Worte Gottes bekannt. Wir wissen, und auch ihr alle wißt es, Kinder! daß der Herr unser Gott nur ein einiger Herr ist, daß wir alle Einen Gott, den Vater haben, von welchem alle Dinge sind und wir durch ihn. Wir wissen, daß Gott durch seine unbegreiflich grenzenlose Liebe bewogen wurde, die Menschen zu seinem Bilde zu schaffen, und sie über alle übrigen Geschöpfe der Erde zu erhöhen. Wir wissen, daß Gott alle Menschen und auch euch geliebet hat, ehe der Welt Grund gelegt war. Wir wissen, daß alle Menschen, wozu auch ihr gehört, durch die Gnade Gottes zum Daseyn und Leben gekommen sind, daß alle Menschen alles, was sie sind und haben, durch die Gnade Gottes empfingen, daß sie allesamt viel zu geringe sind aller Barmherzigkeit und Treue, die der Herr ihr Gott an ihnen thut. Wir wissen, daß dieser Eine Gott es veranstaltet hat, wo und wie weit alle Menschen wohnen und wie lange die Einzelnen unter ihnen leben sollen. Wir wissen, daß die Erde allenthalben des Herrn ist, und daß auch die alle des Herrn sind, die auf der Erde wohnen. Wir wissen, daß der Odem aller Menschen von dem Herrn bewahrt wird. Wir wissen, daß der Vater im Himmeldie Haare aller Menschen auf ihren Häuptern gezählt hat, daß der Herr arm und reich macht, erhöhr und erniedrigt, daß vor ihm kein Ansehn der Person ist. Wir wissen, wir leben und wir sterben auf des Herrn Befehl, der Tag und die Stunde unser aller Geburt, wie des Todes, steht unter der Aufsicht des Einen unsichtbaren, aber allenthalben nahen und wirksamen Gottes. Und wenn wir das wissen, sollten wir uns dann nicht unter einander lieben, als Gott uns alle liebt? –

3) Es ist Ein Himmel, für welchen alle Menschen geschaffen sind. Nicht hienieden ist unser Vaterland. Eine bleibende Stätte finden wir auf Erden nicht. Hier sind wir nur Pilger, die dem wahren Vaterlande entgegen gehen. Die tägliche Erfahrung lehrt, daß der Tod über kurz oder lang, früh oder spät, aber Einmahl gewiß die Menschen alle nach einander von der Erde hinweg nimt. Die heilige Schrift sagt uns, daß die Seele des Menschen nicht stirbt, daß der Geist des Menschen zu Gott geht, von dem er gekommen ist, wenn der Leib wieder zur Erde wird, wovon er genommen war. Die heilige Schrift versichert uns, daß nach dem Tode des Leibes erst das rechte Leben für den Menschen anfange, das Leben, welches ewig währt. Die menschliche Vernunft sagt dazu Ja und Amen. Wohl dann denen, die würdig seyn werden, jene Welt zu erlangen, und zu stehn vor des Menschen Sohn! – Wie die Menschen nun von zweierlei Geschlecht beseelt werden, so wandeln sie auch auf zweierlei Wegen. Ein Theil der Menschen wird von einem guten Geiste beseelt, der von Gott ist und dem Menschen von Gott gegeben wird. Ein anderer Theil aber wird von einem bösen Geiste beseelt, welcher durch die Sünde und ihren Urheber den Menschen gegeben wird. Alle die Menschen, welche von dem guten, dem heiligen Geiste beseelt sind, wandeln auf dem schmalen Wege, und dieser Weg endigt sich mit dem ewigen Leben. Alle die Menschen aber, welche von dem bösen Geiste sich beseelen lassen, wandeln auf dem breiten Wege, und dieser Weg führt zur Verdammniß ab. Gott, der die Menschen alle schuf, will auch gern, daß allen Menschen geholfen werde, daß alle Menschen zur Erkenntniß der Wahrheit kommen. Er schließt vor keinem Einzigen die Thür des Himmels zu. Hohe und Niedrige, Reiche und Arme, Vornehme und Geringe, Gelehrte und Ungelehrte, Menschen aus beiden Geschlechtern, aus allen Altern, aus allen Ländern, Völkern und Sprachen, will er aufnehmen in seinen Himmel, jedem da seinen Platz anweisen, jedem da vergelten nach seinen Werken. Und da nun alle auf Einem Wege zu Einem Himmel wandeln, so ists ja auch wohl billig und Recht, daß sich alle unter einander lieben. Wer ein Himmelsbürger, wer selig werden will, muß auch Liebe hegen, die von Gott geboren ist, denn Liebe ist der Grund zur Seligkeit.

4) Für alle Menschen ist ein Erlöser, Ein Heiland und Seligmacher da. Dieser ist, wie ihr wißt, Jesus Christus. Er, der Sohn Gottes, der von Ewigkeit bei dem Vater in seiner Herrlichkeit war, wurde für alle Menschen Mensch. Bethlehem, Davids Stadt in Judäa, in der Nähe von Jerusalem, war sein Geburtsort; Nazareth, eine Stadt in der Heiden Galiläa, war der Ort seiner Erziehung. Die Jungfrau Maria, aus Davids Geschlecht, gebahr ihn. Joseph, ein Zimmermann aus Davids Geschlecht, verpflegte ihn. Johannes, der Täufer, des Priesters Zacharias Sohn, taufte ihn. Sein himmlischer Vater erklärte ihn für seinen geliebten Sohn, an dem er Wohlgefallen habe und verlangte, daß man ihn hören, seinen Anweisungen folgen solle. In Lehren und Thaten war vor ihm und nach ihm nie seines Gleichen. Im Leiden und Dulden ist er nie übertroffen. Er war dem Vater, der ihm sandte, gehorsam bis zum Tode, ja, bis zu dem schrecklichsten Tode am Kreuz. Mit seinem theuren Blute erkaufte er freiwillig das ganze Menschengeschlecht zu seinem Eigenthume. Diesem seinen Blute, das er zu Jerusalem und auf Golgatha vergoß, wird in der heiligen Schrift die wunderbare Kraft beigelegt, die Menschen von allen ihren Sünden reinigen zu können. Der Glaube an ihn, den er forderte, macht die Menschen fähig, durch ihn der Vergebung ihrer Sünden theilhaftig zu werden. Keine Sünde ist ihm zu blutroth, sie kann durch ihn schneeweiß gemacht werden. Er ist wieder auferstanden von den Todten. Er ist gen Himmel gefahren und ihm ist alle Gewalt im Himmel und auf Erden, ihm ist ein Name gegeben, der über alle Namen ist. Es ist in keinem Andern Heil, es ist auch kein anderer Name dem Menschen gegeben, darin sie sollen selig werden, als Jesu Christi Name. Wie nur Ein Gott ist, so ist auch nur Ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nemlich der Mensch Jesus Christus. Er hat seinen Jüngern befohlen, in alle Welt zu gehen und allen Völkern sein Evangelium kund zu thun. Sie sind, wie er ihnen verheissen hatte, ausgerüstet worden mit höhern, göttlichen Kräften. In reichem Maaße ist der Geist Gottes über sie ausgegossen. Sie sind hingegangen und haben, so weit sie kamen, das Evangelium Jesu verkündigt, Sie haben in der Folge andere Männer dazu bestellt, die weiter fortfuhren, das Evangelium Jesu auszubreiten. Aller Hindernisse ohngeachtet, hat dennoch die Kraft der Wahrheit gesiegt und wird ferner siegen; denn wenn auch Himmel und Erde vergeht, so bleiben doch Jesu Worte. Sogar die Pforten der Hölle können seine Gemeine nicht überwältigen. Noch jetzt sind Männer da, die der Herr zu seinen Knechten ausersah und aussendet. Alle Völker sollen sich sammeln zu Einer Heerde unter dem Einen Hirten Jeus Christus. In unsern Tagen wird an diesem großen, göttlichen Werke mit angestrengter Thätigkeit und glücklichem Erfolge gearbeitet. Der Herr segnet diese Arbeit. Sie steht unter seinem ganz besondern Schutze. Wenn wir denn nur alle Einen Erlöser, Einen Heiland und Seligmacher haben, sollten wir uns denn nicht um Christi willen alle lieben?

Sehet, meine lieben Kinder und alle, die hier anbetet! das sind etwa die wichtigsten Gründe deren ruhige und ernste Beachtung uns alle bewegen kann, uns unter einander zu lieben. Kinder! ihr werdet euch heute auch unter die Jünger und Jüngerinnen Jesu Christi aufnehmen lassen. Merket euch, was der Herr sagt, woran jedermann seine Jünger erkennen werde. Er sagt: dabei wird jedermann erkennen, daß ihr meine Jünger seyd, wenn ihr Liebe unter einander habt. Findet sich diese Liebe in euern Herzen, äußert ihr sie durch Worte und Thaten; so gehört ihr unter die Jünger und Jüngerinnen Jesu Christi. Findet sie sich aber nicht in euern Herzen, äußert sie sich nicht durch Worte und Thaten; so seyd ihr auch, wer und was ihr sonst seyn möget, keine Jünger und Jüngerinnen Jesu Christi.

Kinder! ich hoffe es, ihr werdet in der That und Wahrheit heute Jesu Christi Jünger und Jüngerinnen werden und in der ganzen Zeit eures Lebens bleiben. Ihr werdet ja das feierliche Gelübde thun, Jesu Christo zu leben und zu sterben, ihm auch dann noch treu zu bleiben, wenn auch alle eure Bekannten und Verwandten, wenn auch die ganze Welt ihm treulos werden sollte. Ich fordere euch deswegen heute, im Namen Jesu Christi, der mich zu euerm Lehrer und Seelsorger, der mich zum Lehrer und Seelsorger dieser ganzen Gemeine aus Gnaden bestellt hat, dazu auf, diese Liebe euch von Gott jeden Tag eures Lebens neu zu erbitten. Wenn gleich heute der Funken dieser göttlichen Liebe in euren Herzen angezündet wird, so kann doch dieser heilige Funken leicht wieder erlöschen, wenn ihr nicht täglich wachet und betet. Fleisch und Blut, die sinnliche Lust, die in mancherlei Gestalt in euren Herzen aufsteigen wird, kann diesen Liebesfunken erlöschen. Dann wird er nicht zur Gluth. Und die Welt um euch her, die Menschen, unter welche ihr tretet, kennt zum Theil diese Liebe nicht, die uns Paulus 1 Cor. 13. so schön beschreibt. Sie wollen deswegen von dieser Tochter des Himmels nichts wissen. Sehr viele unter denen, die auch Christen seyn wollen, halten den, der sich für das zeitliche oder für das ewige Wohl seiner Mitmenschen aufzuopfern geneigt worden ist, für einen Narren. Sie nehmen das, was wahre Weisheit ist, für ein sicheres Zeichen von Einfalt und Dummheit. Oft werdet ihr sehen und hören, daß Menschen, die auch hier, oder an einem andern Altare standen, wie ihr hier heute steht, sich unter einander beissen und fressen, als ob sie Hunde wären. Ihr werdet hören und sehen, daß Menschen, die auch für Christen gehalten werden wollen, bei ihren öffentlichen Zusammenkünften, besonders auf Hochzeiten, sich so betragen, als ob sie ihren Verstand verloren hätten, als ob die viehische Lust ihres Fleisches, sie in unvernünftige Thiere, in brummende Bären, in reissende Wölfe, in grimmige Tieger, in brüllende Löwen verwandelt hätte. Sie werden euch reizen, wenn ihr heran gewachsen seyd, euch mit ihnen zu gleichen Gräueln zu vereinigen. Der Geist Gottes weicht aus euern Herzen, wie er aus ihren Herzen gewichen ist, wenn ihr ihren Lockungen Gehör gebet. Der böse Geist nimmt seinen Sitz in euern Herzen, wie er seinen Sitz in ihren Herzen genommen hat, wenn ihr nicht dagegen wachet und betet. – Ach! nur mit blutendem Herzen kann ich mir so etwas denken. – Doch, nein! ich will euch heute nicht durch Mißtrauen betrüben. Zurufen will ich euch nur noch aus der Fülle meines euch innig liebenden Herzens: Solltet ihr in der Folge auch manches aus dem bisherigen Unterrichte vergessen; so vergesset das nicht, was Jesus Christus sagte: dabei wird jedermann erkennen, daß ihr meine Jünger seyd, wenn ihr Liebe unter einander  habt. – Und o! daß dies Alle neu hörten und zu Herzen faßten, die hier anbeten, damit Jesus Christus sie Alle, Alle, für seine Jünger und Jüngerinnen halten könnte. Amen. Amen.

Anhang.

Gelübde für Kinder, welche confirmirt werden.

Ja, den Gott, der zu Menschen uns schuf,
In Christo uns gab so hohen Beruf,
Den Gott und Vater wollen wir ehren,
Was er gebietet, wollen wir hören.
Als Christen sehn wir das größeste Zeichen
Der Liebe Gottes, des Vaters, und reichen
Durch Jesum ihm die Hände gern zu.
Durch ihn nur giebt er dem Herzen Ruh.
Ihm geloben wir heute freudig und gern,
Daß wir uns Christo, dem gütigen Herrn,
Mit Herz und Mund ergeben ganz wollen,
Daß von dem Herrn wegtreiben uns sollen
Nicht Hohn, nicht Spott, nicht Drangsal nicht Freuden,
Nicht Weltsinn, Verfolgung, nicht Schmach und nicht Leiden.
Den Herrn laßt uns lieben, nicht jetzt nur allein;
Ihm laßt uns ergeben im Tode noch seyn.
Bei all` unserm Denken, Reden und Thun
Laßt freudig in Jesu Christo uns ruhn.
List, Täuschung, Verführung darf sich nicht brüsten;
Mit himmlischer Kraft wird er uns schon rüsten.
Er ist der Sohn Gottes; nun soll unser Herz,
Auch unter dem nagendsten, drückendsten Schmerz,
Das Eigenthum Jesu bleiben allzeit;
Daß, Christen! ihr alle Zeugen jetzt seyd.

Vor allen Menschen, sogar vor den Feinden
Des Herrn Jesu Christi, wie vor seinen Freunden,
Laßt uns ihn bekennen freudig und gern
Für unsern Heiland Erlöser und Herrn.
Mehr laßt uns ihn lieben als Mutter und Vater,
Denn er allein ist des Heiles Berather.
Mehr laßt uns ihn lieben, als Schwestern und Brüder;
Denn er bringt das Verlorne wieder.
Er hebt der Sünde Scheidewand auf,
Daß wir vollenden selig den Lauf.
Verwandten und Freunde dürfen uns nicht
Wegtreiben von uns´rer christlichen Pflicht.
Sieht´s aus in der Welt, als vergäße man sein;
So laßt uns beständig doch seiner uns freun.
Und sollen wir mit ihm nach Golgatha gehen;
So wird er uns dennoch gen Himmel erhöhn.

Der Herr hats verheissen; er giebt zu dem Allen,
Muth, Kraft und Stärke, damit wir nicht fallen.
Sein geist ist jetzt noch ein freudiger Geist,
Den, wie wir wissen, sein Wort uns verheißt.
Sind wir gleich schwach, so giebt er uns Stärke,
Daß wir thun ihm gefällige Werke.
Drauf sprechen wir, Jesu! in deinem Namen
Mit kindlicher Zuversicht Alle gern: Amen!


Qellen: Wüstener Kirchenbücher im Archiv der Lippischen Landeskirche Detmold.
  Confirmationsrede: LAV NRW OWL L 77 A Nr. 350
  Dank an F.A. Wilke, Detmold, der den Text der Confirmationsrede mit den einleitenden Worten zur Verfügung gestellt hat.