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Erster Spatenstich zum Bau des Bismarckturms auf dem Vierenberg

Der "Allgemeine Anzeiger" veröffentlichte aus diesem Anlass nachstehenden Artikel:

"Salzuflen, 2. April [1900] (Zur Feier des ersten Spatenstiches) zum Bau des Bismarckthurmes auf dem Vierenberge hatte sich gestern Nachmittag eine nach Tausenden zählende Schaar von Festtheilnehmern auf dem Rücken des Vierenberges versammelt. Aus Salzuflen, Schötmar sowie den benachbarten Orten des Amtsbezirkes waren sämtliche Gesang-, Krieger- und Turnervereine mit ihren Fahnen erschienen. Die Mehrzahl der hiesigen Vereine hatte sich dem Kriegerverein angeschlossen, welcher unter Vorantritt der Hoffmann'schen Fabrikkapelle durch Schötmar marschirte, wo sich dem Zuge die dortigen Vereine anschlossen. Ueber Ribbentrup wurde dann der Aufstieg zum Festplatze angetreten, wo die Aufstellung in einem offenen Viereck sich glatt vollzog. Die vereinigten Gesangvereine eröffneten die Feier mit dem Gesange der Lieder: 'Das treue deutsche Herz' und 'Dir möcht ich diese Lieder weihen'. Herr Oberstleutnant Förster brachte darauf in zündenden Worten das Hoch auf Kaiser und Grafregent aus, in welches alle Festtheilnehmer jubelnd einstimmten, und dann erschallten weithin die hehren Klänge des 'Heil Dir im Siegerkranz' von allen Anwesenden warm empfunden. Herr Amtshauptmann Heldman[1] hatte liebenswürdigerweise die eigentliche Festrede übernommen. In eindringlichen Worten gab er ein Bild von der Entstehung des Gedenkens betr. Bau eines Bismarckthurmes, seiner immer größer werdenden Verdichtung und seiner schließlichen Verwirklichung bis zu diesem Augenblick. Beherzigenswerthe Worte waren es, die der Redner der Festversammlung zurief, werth auf fruchtbaren Boden zu fallen und dem Blick aller, die da gemeint waren auf immer weitere, schönere und größere Ziele zu lenken.

Darauf machte der Redner den ersten Spatenstich. Der gemeinsame Gesang des Liedes 'Deutschland, Deutschland über Alles' sowie verschiedene von der Hoffmann'schen Fabrikkapelle vorgetragenen Concertstücke beschlossen die schöne Feier. Da die Witterung oben auf dem Berge zu längerem Verweilen nicht besonders einladend war, suchten die Festtheilnehmer theils den benachbarten Hollenstein auf, theils stiegen sie zur Walhalla hinunter, beide Orte bald überfüllend. Als die Dunkelheit hereingebrochen war, flammte der auf dem Rücken des Berges aufgebaute Holzstoß mächtig empor, von den Bergen der Porta Westfalica lohten ebenfalls in glühend rothem Scheine Flammenzeichen empor, es weithinein  in die  Lande verkündend, daß ein dankbares Volk des Geburtstages seines größten Helden, des Einiger seines Vaterlandes gedenkt und dessen Andenken ehren wird bis in die fernsten Zeiten."

Bericht über die letzte Sitzung des Centralausschusses vor dem ersten Spatenstich

"Salzuflen, 17. März [1900] (Bismarckthurm auf dem Vierenberge) Vertreter sämmtlicher Lokalkomitees hatten sich gestern Nachmittag 6 Uhr im Kurhotel versammelt, um den Bericht des Centralausschusses über die bisher in Sachen des Bismarckthurmes unternommenen Schritte zu hören. Herr Amtshauptmann Heldman berichtete zunächst, daß der Central-Ausschuß vergeblich versucht habe, den sogen. Nacke'schen Platz auf dem Vierenberge zu erwerben, welcher näher nach Salzuflen hin gelegen sei, als der dann von den Herren Möller- und Drake-Voßhagen gekaufte Platz. Von diesen beiden Herren sei auf der höchsten Spitze des Vierenberges, von wo man einen nach allen Seiten freien Rundblick habe, ein Terrain in Größe von ca. 45 Scheffelsaat erworben worden zum Preise von 300 Mk pro Scheffelsaat, welches an zwei Seiten von öffentlichen Wegen begrenzt sei. Für das anstehende Terrain habe sich der Centralausschuß das Vorkaufsrecht reservirt, damit die Aussicht vom Thurm niemals 'verbaut' werden könnte. Der Platz sei auch groß genug, um darauf bei patriotischen Gedenktagen gemeinsame Feiern veranstalten zu können. Der Preis des Terrains sei allerdings ein sehr hoher, da dasselbe jedoch durchforstet sei, so habe man geglaubt, zumal die Herren Möller und Drake auch in anderer Weise der Bausache ein bereitwilliges Entgegenkommen gezeigt hätten, darauf eingehen zu sollen. Was nun den Bau selbst beträfe, so habe man einen sich nach oben verjüngenden Thurm von 7 1/2 Meter quadratischer Grundfläche und 16 Meter Höhe gewählt, dessen Zeichnung hier vorliege. Die Arbeiten zum Bau seien bereits ausgeschrieben worden, am 1. April solle der erste Spatenstich zum Bau unter entsprechender Feierlichkeit geschehen. Von einer Mitwirkung der Schulen glaubte man der unsicheren Witterung wegen an diesem Tage absehen zu sollen und diese für eine spätere Feier vorzusehen. Die Versammlung war gleichfalls der Ansicht, den Wirthschaftsbetrieb zur Feier am 1. April der nahewohnenden Frau Thiesmeyer-Hollenstein[1] zu übertragen. Eine besondere Einladung zu dieser Feier, an welcher die Krieger-, Landwehr-, und Reservevereine, sowie die Gesangvereine, Feuerwehren ec. theilnehmen, soll nicht weiter erfolgen., alles nähere vielmehr durch die Zeitung bekannt gemacht werden."

... und eine Richtigstellung

"Salzuflen, 22. März. (Richtigstellung.) Verschiedentlich tauchen Gerüchte auf, als ob der Centralausschuß für den Bau eines Bismarckdenkmals ein großes Hotel auf dem Vierenberg errichten und damit die ortsansässigen Wirthe in ihrem Gewerbe schädigen wollte. Diese böswilligen Gerüchte, welche nur dazu dienen sollen in die schöne Sache des Thurmbaues Mißstimmung und Unfrieden hineinzutragen, sind vollständig aus der Luft gegriffen. Der Centralausschuß hat über seine Absicht in den dem Thurme benachbarten Tannen ein kleines Schutzhäuschen gegen Regen und Sonnenschein zu errichten, keinen Zweifel gelassen. Daß hier Erfrischungen ausgeschänkt werden an Sonn- und Festtagen ist wohl selbstverständlich und wird von allen Denkmalsbesuchern freudig willkommen geheißen werden. Die geringe Pachteinnahme muß zur Unterhaltung des Thurmes dienen." 


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Das Turmwärterhäuschen am Bismarckturm befand sich im Besitz der Familie Möller, Voßhagen. In ihm war in den Sommermonaten sonntags bis Ende der 1960er Jahre  ein kleiner Ausschank. Später war es Baufällig und wurde abgerissen.
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[1] Theodor Heldman * Detmold 7. November 1860, † Detmold 6. November 1933, als Sohn des Rechtsanwalts Dr. jur. Leopold Heldman. Er studierte in Freiburg, Berlin und Kiel. Am 5. Dezember 1888 trat er in den lippischen Staatsdienst. Vom 1. Oktober 1897 bis zum 1. Oktober 1907 war er Amtmann in Schötmar. Hier wurde ihm am 1. September 1896 der Titel Amtshauptmann, am 9. Juni 1902 der Titel Landrat verliehen. Während seiner hiesigen Amtstätigkeit wurde das Netz der Kommunalwege beträchtlich erweitert u.a. in Wüsten.

[2] heute "Berg-Restaurant Hollenstein" Bes. Günter Görder


Quellen: Allgemeiner Anzeiger für Salzuflen, Schötmar und Oerlinghausen, Dienstag, den 3. April 1900.
  Ebd. Donnerstag, den 22. März 1900.
  Dank an Herrn Günter Görder, der das Foto vom Schutzhäuschen am Bismarckturm in seiner Sammlung hat.