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Feldsperling (Passer montanus)

Systematik:

Ordnung:
Sperlingsvögel
(Passeriformes)
Unterordnung:
Singvögel (Passeri)
Familie:
Sperlinge (Passeridae)
Gattung:
Passer
Art:
Feldsperling (Passer montanus)

 

Abb. 2 Feldsperling am Meisenknödel

Abb. 3 Feldsperling-Nest in einem Beton-Nistkasten, bis auf eine kleine Nestmulde mit Nistmaterial gefüllt

Abb. 4 Gelege mit 5 dunkel gemusterten Eiern
Abb. 5 Oben Haussperlinge,
unten Feldsperlinge

Abb. 1 Feldsperling im Weidengebüsch

Kennzeichen:
Der Feldsperling ist etwas kleiner als sein viel bekannterer Vetter, der Haussperling. Der kegelförmige Schnabel weist ihn als Körnerfresser aus.

Färbung:
Beide Geschlechter sind gleich gefärbt. Der Kopf ist braun, den Abschluss bildet ein weißes Nackenband. Der Rücken ist bräunlich mit dunklen Längsstreifen. Auffällig sind die weißen Wangen mit dem schwarzen Ohrfleck.

Fortpflanzung:
Feldsperlinge sind Höhlenbrüter und nehmen auch gerne Nistkästen an.
Sie schlüpfen noch durch Öffnungen, die auch für Blaumeisen geeignet  sind (Ø 28mm). Ihr Nest besteht aus Grashalmen, Wurzeln und Federn.  Nicht selten brüten sie in Kolonien. Die 4-6 dunkel gemusterten Eier werden im April gelegt und abwechselnd knapp 2 Wochen von beiden Eltern bebrütet, danach wird gut 2 Wochen im Nest gefüttert. Die Jungen werden nach dem Ausfliegen noch einige Zeit von den Altvögeln versorgt und zur selbständigen Nahrungssuche angeleitet. In der Regel wird 2x im Jahr gebrütet, doch sind auch Drittbruten nicht selten.

Nahrung:
Samen und Früchte, auch kleine Tiere wie z.B. Insekten und deren Larven oder auch Spinnen

Die Aufzucht der Jungen beginnt allerdings mit tierischer Nahrung, da diese eiweißreich ist und ein rasches Anwachsen der Jungen ermöglicht. Es werden dabei auch große Mengen von Blattläusen verfüttert, wobei der Feldsperling dem Menschen dadurch sogar bei der biologischen Schädlingsbekämpfung hilft.

Biotop:
Der Feldsperling kommt in dörflichen Regionen in Gärten sowie in Feldgehölzen, Gebüschen und an Waldrändern vor.

Verbreitung:
Im mitteleuropäischen Tiefland weit verbreitet;  in Südeuropa auch Kulturfolger in Städten, wo er z.T. den Haussperling ablöst.

Vorkommen in Wüsten:
Feldsperlinge sind in Wüsten häufiger als sie wahrgenommen werden. Nur am winterlichen Futterplatz oder wenn wir eher durch Zufall eine Bruthöhle entdecken, können wir sie beobachten. Im Gegensatz zum Haussperling, der auffällig ist und unsere häusliche Nähe sucht, meidet der scheuere Feldsperling menschliche Umgebung.

Wanderung:
Stand- und Strichvogel

Verhalten:
Feldsperlinge sind unauffällige Vögel, ihre Lebensweise ist eher heimlich. Gegen Störungen sind sie sehr empfindlich.
Ihr einfacher Gesang besteht aus verschiedenen Tschilp-Lauten. Der Warnruf klingt viel schärfer und härter als bei den Haussperlingen. Man hört ihn, wenn Menschen oder Tiere (z.B.) Katzen sich ihrem Nest nähern.
Bei der Nahrungssuche zeigen sie durchaus großes Geschick.
Im Winter sieht man Feldsperlinge in ländlichen Regionen häufig am Futterplatz.

 

Abb. 6 Feldsperlinge leben gesellig hier an einem alten Baumstumpf, der als Futterplatz dient

 
Aus der lippischen Vogel-Literatur:
Heinrich Schacht schreibt in seinem 1931 erschienenen Buche: 

"Wir kommen nun zur kleinen Ausgabe des Sperlings, zum Feldsperlinge, bei uns unter dem Namen Baumsperling bekannt.

Der Feldsperling ist viel zierlicher gebaut als sein etwas plump geratener Vetter. Auch seine Zeichnung ist lebhafter, und der rotbraune Kopf, die weißen Wangen mit schwarzem Fleck, die schwarze Bartzeichnung der Kehle geben ihm ein keckes Aussehen. Er trägt das Gefieder immer schmuck und knapp, schnellt den Schwanz fortwährend aufwärts und ist überhaupt viel regsamer und lebendiger als der Haussperling.

Zur Brutzeit und an den heiteren Herbstmorgen läßt der Feldsperling manchmal eine Art von Gesang hören, ein sanftes Stimmengewirr, worin die Töne blui, bli, dem, bilg! deutlich zu unterscheiden sind. Wenn mehrere Sänger vereint auf einem Baume sitzen und ihre Stimme erschallen lassen, so gibt es ein kauderwelsches Durcheinander, das aber einen recht gemütlichen Anstrich hat. Beim Auffliegen lockt er bilg, bilg, teret! Töne, die an das Locken des Zeisigs erinnern und von diesem oft beantwortet werden.

Der Aufenthaltsort ist zwar der Wald, hauptsächlich dessen Ränder, oder große Baumpflanzungen, Viehtriften, die mit Kopfweiden bepflanzt sind, natürlich darf es ihm nicht an passenden Nisthöhlen mangeln. Doch fand ich den Vogel schon mitten in der Stadt, wo er über dem Stubenfenster in einem Balken sein Nest angelegt hatte. Dieser Fall beweist wieder, daß selbst die reinen Waldvögel, wenn es an Brutstätten mangelt, auch die Nähe der Menschen aufsuchen, von ihrer ursprünglichen Lebensweise abweichen und sich mit der Kultur befreunden lernen. Sonderbarerweise will es mir nicht gelingen, den Vogel in meinem Baumhofe zur Ansiedlung zu bringen, obgleich er eine halbe Stunde von hier Brutkästen bewohnt. Schon im Herbst findet er sich in Menge bei meinem Hause ein, sitzt auf den Starenkästen am Hause, schlüpft ein und aus, trägt sogar Federn zum Winterquartier hinein, singt und zwitschert daselbst nach Herzenslust, ganz wie im Frühling bei seiner Bruthöhle. Er bleibt den Winter hindurch hier, aber nur, um die verschiedenen Brutkästen zur warmen und sicheren Schlafstelle zu benutzen. Die Pärchen halten treu zusammen und schlafen gemeinsam. Alle Abend, ehe sie sich zur Ruhe begeben, hört man sie vor den Kästen lärmen und streiten, da sich immer neue Eindringlinge herzudrängen, die aber abgeschlagen werden und in dichten Hainbuchenhecken übernachten müssen. Dies Leben dauert bis zu Frühjahr, wo sich alle nach und nach verlieren, ein Zeichen, daß es ihnen bei uns noch nicht an natürlichen Nisthöhlen gebricht.

Im vorigen Winter befand sich unter den bei mir einquartierten Feldsperlingen, den regelmäßigen Gästen meines Futterplatzes, ein Pärchen, welches durch seine gegenseitige Zuneigung, durch sein inniges Zusammenhalten selbst in kalter Winterzeit mein Interesse in hohem Grade zu fesseln wußte. Ich konnte den ganzen Tag dies Pärchen beobachten und hatte immer meine Freude daran. Wenn das eine fraß, fraß auch das andere, flog das eine fort, folgte das andere nach. Einst bei sieben Grad Kälte und tiefem Schnee saßen sie dicht aneinandergedrängt zusammen, dem scharfen Ostwinde den Rücken zugewandt, während sich dicht neben ihnen die übrigen Gäste lärmend umhertrieben. Bald darauf sah ich sie auf der nahen Hecke, durch einen mächtigen Schneeballen vom Winde geschützt, dicht aneinandergeschmiegt zusammensitzen. Auch dann, wenn sie in der zahlreichen Gesellschaft ihr Futter suchen, fand ich sie leicht heraus, da sie sich immer nebeneinander hielten. Offen gestanden, ist mir unter den deutschen Vögeln ein treueres Vogelpärchen, die echten Unzertrennlichen, noch nicht vorgekommen.

Die Nahrung hat der Feldsperling mit dem Haussperlinge gemeinsam, ist ein eifriger Kerbtierjäger, der hauptsächlich den Maikäfern nachstellt und auch in den Gärten die verschiedensten Unkrautgesäme aufsucht. Tobt der Winter durch die Gefilde, so findet er sich in Gesellschaft des Haussperlings auf den Gehöften ein und fliegt mit in Stallungen, in Kornschober und auf die Böden.

In einem Gesellschaftsbauer darf er nicht fehlen, da er mit Hirse, Mohn, Hafergrütze und Weißbrot leicht zu ernähren ist."


Quellen: Glutz von Blotzheim: Urs N.: Handbuch der Vögel Mitteleuropas. München 1997, Band 14/II.
  Bezzel, Einhard: Vögel. BLV Handbuch. Sonderausgabe. München.
  Heuer, Peter Ulrich: Feldsperling (Passer montanus), Unveröffentlichtes Manuskript.
  Schacht, Heinrich: Die Vogelwelt des Teutoburger Waldes. Verlag der Meyerschen Hofbuchhandlung (Max Staercke). Detmold 1931.
Text: Klaus Pumpenmeier
Fotos: Peter Ulrich Heuer, Bad Salzuflen. Abb. 1, 2, 3, 4
  Uwe Lohöfener, Bad Salzuflen. Abb. 6
  Aus: NAUMANN, NATURGESCHICHTE DER VÖGEL MITTELEUROPAS: Band III, Tafel 42 - Gera, 1900
digitale Bearbeitung : Peter v. Sengbusch. Abb. 5