Die Wüstener Kirchenbücher

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Die Wüstener Kirchenbücher
im Archiv der Lippischen Landeskirche in Detmold.

Frühe Beschreibung der Wüstener Kirchenbücher.
Dieses Blatt ist der Schrift nach zu urteilen von Lehrer Köller verfaßt und in eines der Kirchenbücher geklebt. Lehrer Köller hat sich über viele Jahre sehr intensiv mit der Familiengeschichte Wüstener Bürger befasst. Leider sind seine Aufzeichnungen zu einem großen Teil verloren gegangen.

Die ersten Kirchenbuchaufzeichnungen vom 12. März 1671.
"1671 12. Martij hat M. Henrich Rasche seine Tochter Catharina Elisabeth laßen tauffen."

Ein Kirchenbucheintrag vom 14. Februar 1701.
"Ist der alte [89½ Jahre alt] Meyer Johan; Otto Henrich, Leibzüchter, der Ehemann der Anna Ilsabein Meißen begraben worden"

Die Titelseite des ersten Wüstener Kirchenbuches von 1671.



 
Adressen und Quellen, die weiterhelfen:

Das Archiv der Lippischen Landeskirche in Detmold
Leiterin des Archivs Frau Maja Schneider
Leopoldstraße 27, 32756 Detmold
Telefon: 05231 / 976-803 - Fax: 05231 / 976-850
e-mail: archiv@lippische-landeskirche.de

Das Standesamt im Historischen Rathaus
Am Markt 26, 32102 Bad Salzuflen
Telefon: 05222 / 952-289 - Fax: 05222 / 952-292
e-mail: i.hartwig@bad-salzuflen.de
Frau Hartwig gibt gerne Auskunft.

Das Stadtarchiv
Leiter: Herr Franz Meyer
Martin-Luther-Straße 2, 32102 Bad Salzuflen
Telefon: 05222 / 4839 - Fax: 05222 / 400218
e-mail: F.Meyer@Bad-Salzuflen.de

Es gibt eine Vielzahl von Literatur, die in die Familienforschung einführt. Buchhandlungen und Online-Buchhandlungen geben Auskunft.

Minert, Roger P.: Alte Kirchenbücher richtig lesen.
Brockhaus, Wuppertal, 2004, ISBN: 3930132257

Bahn, Peter: Familienforschung und Wappenkunde. Niedernhausen, Falken-Verlag, 1990, ISBN 3-8068-4485-2.

Burghardt, Franz Josef: Familienforschung. Hobby und Wissenschaft. (Mit CD-ROM) Karl Thomas Verlag, Meschede, 2003, ISBN 3-926089-03-2

Verdenhalven, Fritz: Die deutsche Schrift. Verlag Degener & Co, Neustadt an der Aisch, 1991, ISBN 3-7686-1040-3

 
Die Wüstener Kirchenbücher
Das Interesse an der Geschichte früherer Generationen ist seit den 1980er Jahren wieder spürbar gestiegen. Ein deutliches Zeichen dafür ist auch die wieder zunehmende Beschäftigung historischer Laien mit ihrer Familiengeschichte. Als Familienforscher trägt man zunächst die Daten aus dem engeren Kreis der Familie zusammen. Man beginnt mit den Namen, den Geburts- und Heiratsdaten, den Sterbedaten und den Orten an denen die lebenden oder verstorbenen Verwandten ihr Leben verbringen oder verbrachten. Schnell stößt man hier an Grenzen. Sind die Daten der Eltern und Geschwister noch geläufig, so macht das Zusammentragen für Großeltern, Tanten und Onkel schon einige Schwierigkeiten. Erste Hilfe bietet hier das Standesamt, das ab der Eingemeindung von Wüsten im Jahre 1976 in Bad Salzuflen im alten Rathaus untergebracht ist. Standesämter gibt es in Lippe aber erst seit dem 1. Januar 1876. Auch eine Einsichtnahme in die alte Einwohnermeldekartei, in der auch die Wüstener Meldekarten eingeflossen sind, kann beim Zusammentragen von Angaben hilfreich sein. Sie ist im Bad Salzufler Stadtarchiv untergebracht. Auf die Vorschriften des Datenschutzgesetzes in diesen beiden Institutionen wird besonders geachtet. Daten der letzten 100 Jahre werden nur an nachweisbar nahe Verwandte abgegeben.
Ist man mit seinen Nachforschungen im 19. Jahrhundert angelangt sind für bodenständige Wüstener die Kirchenbücher unschätzbare Quellen. Die Wüstener Kirchenbücher sind als Original im Archiv der Lippischen Landeskirche in Detmold einsehbar. Acht dicke Folianten - zum Teil sehr eng beschrieben - beinhalten das Wissen um unsere Familien aus nahezu 4 Jahrhunderten. Hierin sind verzeichnet die Geburts- und Taufdaten, die Konfirmationen, die Hochzeiten und die Sterbe- und Beerdigungsdaten.
Band 1: von 1671 bis 1741
Band 2: von 1742 bis 1795
Band 3 von 1796 bis 1839
Band 4 von 1840 bis 1878 (Konfirmationen und Bestattungen)
Band 5 von 1840 bis 1878 (Trauungen und Taufen)
Band 6 von 1879 bis 1922 (Taufen)
Band 7 von 1879 bis 1922 (Konfirmationen und Trauungen)
Band 8 von 1879 bis 1922 (Gestorbene)
Eine frühe Beschreibung der Wüstener Kirchenbücher gibt 
detailliertere Auskunft:
"Die Kirchenbücher in Wüsten beginnen am 12. 3. 1671. Die Geburts- und Copulationseintragungen stehen durcheinander.
Die Sterbefälle bis Juni 1684 sind am Rande kurz vermerkt u. sind jetzt teilweise unleserlich.
Von Juli 1684 bis April 1684 [1685] ist das Totenregister vorhanden.
Es fehlt das Totenregister von 1686 bis 1717; es ist von den Pfarrern Johann Heinrich Stöcker u. dessen Sohn Johann Otto Stöcker nicht geführt. Auch die übrigen Register sind von dem erstgenannten Pfarrer nur bis Januar 1713 geführt, während sein Sohn erst Anfang Juni 1713 sein Amt in Wüsten antrat.
Im 3. Band des Kirchenbuches fehlt das Geburtsregister vom Januar bis Anfang November 1741; wahrscheinlich sind die Blätter verloren gegangen oder beim Neueinbinden vergessen worden."
Die Einträge im ersten Band (1671-1741) sind zu einem Teil nur mit einiger Mühe zu entziffern. Wasserschäden, durch-geschriebene Seiten, minderwertige Tinte, sehr flüchtige Schrift machen es dem Leser nicht leicht, das Geschriebene richtig zu deuten. Die späteren Texte - bis auf wenige Schreiber - sind gut zu lesen. Pastor Clüver (1770-1791) erblindete in den letzten Jahren seiner Tätigkeit und Pastor Köhler (1792-1805) sprach dem Alkohol häufig zu.
Die deutsche Schreibschrift ist seit dem Anfang der 1940er Jahre aus dem Schulunterricht verbannt, das macht das Lesen der Texte für den Ungeübten etwas schwierig. Mit ein wenig Training ist das aber bald überwunden. Zu empfehlen ist hierfür das Büchlein von Fritz Verdenhalven "Die deutsche Schrift".
Jeder Pfarrer, der die Ereignisse in das Kirchenbuch eintrug,  hatte seinen eigenen Schriftstil. Auch hier ist es notwendig, sich in die Handschriften der Pfarrer ein wenig einzuarbeiten, um den Text flüssig lesen zu können.  
Ein anderes Problem tritt beim richtigen Zuordnen der Einträge auf. Bis 1840 sind diese eher wortkarg. Erst danach wurde in Lippe landeseinheitlich festgelegt, welche Angaben in die Kirchenbücher aufgenommen werden müssen. 
Einige Beispiele aus den Geburts- und Taufregistern, wie sie sich im Laufe der Zeit veränderten und aussagefähiger wurden:
1671 12. Martij hat M. Henrich Rasche seine Tochter Catharina Elisabeth laßen tauffen.
Neues Dorf. Geburtsdatum: 1760 10. Februar. Taufdatum: 16. Februar. Eltern: Johann Henrich Knöner und Anna Maria Ilsabein Klocken, Einlieger auf Raschen Hofe. Name des Kindes: Hans Henrich. Gevattern [Paten]: Hans Barthold Knöner aufm Neuen Dorfe
Oberwüsten. Geburtsdatum: 1860 19. Januar. Taufdatum: 22. Januar. Name des Kindes: Marie Friederike Henriette. Eltern: Prüßner, Christoph Heinrich, Col. [Kolonat] Nro. 12, und Hanne Luise Friederike Uphof. Copuliert [Verheiratet] den 8. August 1856. Letztes Kind: 24. November 1857. Taufzeugen: Friederike Uphof aus Herford.
Selten werden auch lateinische Begriffe verwendet, die aber zumeist selbsterklärend oder in der einschlägigen Literatur nachzulesen sind.
Ganz ähnlich verhält es sich mit Abkürzungen.
Beim Gebrauch der Vornamen ist es nicht selbstverständlich, dass eine Person stets unter den gleichen Vornamen firmiert. Bei der Taufe wurde der Name "Anna Maria Ilsabein" eingetragen, bei der Trauung hieß sie dann "Anna Maria Elisabeth" und bei der Taufe ihrer Kinder wurde nur ihr Rufname "Elisabeth" vermerkt. 
Noch schwieriger verhält es sich mit den Familiennamen. Viele entstanden erst im 17. und 18. Jahrhundert. Ein Beispiel: Zuerst gab es den Namen Langenberger, wohl weil er im Langenberg wohnte. Ein oder zwei Generationen später Franz im Langenberg und wiederum ein paar Jahrzehnte später wurde es der Name Franzmeier, der nun in Wüsten auch ausgestorben ist. Viele ähnliche Namenverwandlungen gibt es in Wüsten.
Ein Beispiel aus dem Wüstener Krug: Der Krüger hieß Schuckmann, er heiratete eine Meise. Schuckmann starb und die Krügersche heiratete einen Limberg, der, wie es Sitte war, den Namen Schuckmann annahm. Die Frau des Hauses war häufig Patin und wir finden sie mehrfach im Kirchenbuch unter den Namen Meisen, die Schuckmannsche, die Krügersche und die Limbergsche vom Krug.
Die Doppelnamen, die auch in umgekehrter Reihenfolge geschrieben wurden oder auch nur einzeln Verwendung fanden, bedürfen ebenfalls der Aufmerksamkeit. Die Namen Begemann alias Wiensieker, Obernkrüger oder Begemann,
Buschmeier genannt Pauck, Wienböker vulgo Nolte [vulgo steht für "im Volksmund"] u.v.a.m. finden wir in den früheren Jahrhunderten. Erst 1876 mit der Einführung der Standesämter kam die "Versteinerung" der Familiennamen. Ab diesem Zeitpunkt waren diese eindeutig und konnten nur in wichtigen Fällen mit Antrag, Genehmigung und gegen Gebühr "umgeschrieben" werden.
Noch ein Beispiel aus meiner eigenen Familie. Das Lippische Namensrecht sah vor, dass die männliche Person, die auf einen Hof heiratete, den Namen des Hofes oder der Stätte annahm. Das Ergebnis war: Ein Pumphans genannt Pumpenmeier - oder auch umgekehrt - heiratet eine Koch. Der Pumphans stirbt. Die Koch heiratet einen Wienböker genannt Kuhlmeier, der nun Pumphans genannt Pumpenmeier geborener Wienböker genannt Kuhlmeier hieß. Die Koch stirbt. Der Witwer heiratet eine Stuckmann. Vermerkt sei an dieser Stelle, dass aus allen drei Ehen männliche Nachkommen hervorgingen, wobei der Sohn aus erster Ehe, der Hoferbe war, und der Sohn aus dritter Ehe zwar den selbigen Namen trugen, aber keine Blutsverwandtschaft bestand.
Die aufgezeigten Schwierigkeiten zum Auffinden der Vorfahren soll aber nicht Entmutigen in den Kirchenbüchern nach ihnen zu forschen.

Mein ganz besonderer Dank gilt Frau Maja Schneider, der Leiterin des Archivs der Lippischen Landeskirche in Detmold, die in der Zeit meiner Kirchenbuchrecherchen geduldig jede meiner Fragen beantwortete und die mich bei dem Bemühen die Daten alter Wüstener Familien zusammenzutragen, stets unterstützte.